Samstag, 30. Juni 2018

Halbzeit!

Der 30. Juni, die Halbzeitbilanz für dieses Jahr ist fällig.

Meinen eigenen Stammbaum habe ich ziemlich links liegen lassen. Eigentlich habe ich nur die Geburten von 1907 eingetragen; der Rest war Kleinkram: Ich bin immer noch dabei, die Daten und Orte zu editieren, die mir vor fünf(!) Jahren bei der Umstellung von Family Tree Maker zu Ages so durcheinandergekommen waren, und ein paar Quellen zu bereinigen und in eine einheitliche Form zu bringen, wenn ich denn schon mal dabei bin. Ist eine Arbeit für sich, aber irgendwer muss sie ja machen...

Den Stammbaum meines Gatten habe ich komplett vernachlässigt. Ich glaube, das einzige Datum, das ich eingetragen habe, war der Tod einer seiner Tanten im Frühjahr.

Was sich dagegen richtig schön entwickelt, das ist Werthers Gedächtnis. Seitdem ich Ende letzten Jahres beschlossen hatte, dass ich nicht nur die Quellen einfügen, sondern in meinem jeweiligen Krikelausdruck (ist das überhaupt ein Wort?) auch mehr Platz für meine zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen haben will und ich nun deshalb dazu übergegangen bin, immer den entsprechenden Platz für die jeweiligen Daten zu lassen, ist mein Forscherleben wirklich einfacher geworden, auch wenn es mit dem Ausdrucken nun länger dauert (alleine Buchstabe H hat im Moment schon 569 Seiten).

Dafür muss ich jetzt nicht mehr so oft drucken wie früher, damit ich meine Ergänzungen überhaupt noch lesen kann (und schlechter als die von Pastor Eggerling ist meine Handschrift auch nicht!), und vor allem kann ich besser sehen, wo ich noch Lücken habe. Es gab ja Zeiten, als Archion noch nicht online war und ich mir immer stapelweise mehr oder minder brauchbare Kopien im Archiv am Bethelplatz gezogen habe, so dass ich da nicht ganz so systematisch vorgehen konnte wie heute. Insgesamt hat sich der Systemwechsel also gelohnt.

Kleine Bemerkung am Rande: Das Editieren und Fußnotensetzen lässt sich übrigens ganz hervorragend nebenbei beim Fußballgucken machen... ;-)

Samstag, 23. Juni 2018

1907 in Werther: Wer bekam eigentlich die Kinder?

Nachdem die neulich schon mal die Namensgebung im Jahre 1907 ein bisschen genauer unter die Lupe genommen habe, konnte ich nun nicht umhin, mir einmal die Berufe der Väter ebenjener Kinder anzugucken. Ich bin mit 44 nun in dem Alter, in dem sich auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis herauskristallisiert, wer denn nun Kinder haben wird oder nicht (jedenfalls im weiblichen Teil, bei den Herren funktioniert die Biologie ja etwas anders), und mehr als einmal habe ich die Bemerkung gehört, dass ein Kind "jetzt gerade irgendwie ungünstig" wäre, weil man gerade noch in der Ausbildung, mitten im Studium, am Anfang der Karriere oder wo auch immer sei. Meine Generation ist im Grunde die erste, die wirklich die Wahl hat, ob sie sich fortpflanzen will oder nicht, und wenn ja, dann wann.

Aber zurück ins Jahr 1907: Welche Berufe hatten die Väter, deren Frauen diese Wahl nicht hatten?

Am stärksten ausgeprägt war der landwirtschaftliche Bereich: 16 Väter wurden als Neubauern bezeichnet, dazu kamen noch 13, die als Colon oder Landwirt angegeben waren. Das waren also insgesamt 29 Bauern mit einem eigenen Hof. Dann gab es noch 8 Ackersmänner, immerhin 21 Heuerlinge und je einen Tagelöhner, Knecht und Pächter.

Das klassische Handwerk war mit insgesamt 39 Vätern vertreten: Je 7 Tischler und Maurer, 5 Schneider, je 3 Müller, Bäcker und Schmiede, je 2 Zimmermänner, Schlosser und Ziegler, und dann noch je ein Stellmacher, Drechsler, Sattler, Gerber und ein Maler und Glaser, die letzten beiden Berufe gestern wie auch heute noch gerne in Personalunion.

Die dritte Gruppe, die ich ausmachen konnte, war die, die in Industrie, Fertigung und Handel tätig war, und das waren immerhin 45 der frischgebackenen Väter: 18 Zigarrenarbeiter, 12 Fabrikarbeiter, je zwei Kaufmänner, zwei Buchhalter und Weber, und je ein Werkführer, ein Werkmeister, ein Arbeiter, ein Brockenarbeiter, ein Kassengehilfe, ein Sägemüller, ein Viehhändler und ein Holzschuhfabrikant.

Ach, und dann gab es da noch drei Herren, die irgendwie in keine dieser drei Gruppen passen wollten: Drei Briefträger und ein Lehrer. 

Und um die eingangs gestellte Frage zu klären: Die Kinder bekamen, damals wie heute, die Frauen. Also diejenigen, bei denen kein Beruf eingetragen war...

Samstag, 9. Juni 2018

Wer heiratet eigentlich im Winter?

Wie es aussieht, bekommen wir ja dieses Jahr einen richtig schönen Sommer, jedenfalls wenn es so weiter geht wie bis jetzt. Während ich mich trotzdem ins Haus verzogen habe, um ein bisschen an Werthers Gedächtnis herumzueditieren, während in der ARD "Trooping the Colour" läuft (Lisbeth trägt dieses Mal auch passend zum Wetter himmelblau) und Rolf Seelmann-Eggebert und Co. ab und an auch noch mal auf die Hochzeit von Harry & Meghan zu sprechen kommen, kam mir plötzlich eine Frage:

Wer heiratet eigentlich im Winter? Im Sommer ist das Wetter doch wesentlich besser...?!


Die Antwort habe ich im Grunde direkt vor mir liegen: Entweder die, denen es egal war, oder die, die es mussten.

Zur ersten Gruppe gehörten meist diejenigen, bei denen es sich nicht um die erste Eheschließung handelte und die nicht mehr zur gesetzteren Generation zu zählen waren, also meist so ab 40 aufwärts. Das gilt umso mehr, wenn auch die Gattin schon die Menopause erreicht hatte.

Zur zweiten Gruppe (und das ist für mich eigentlich die interessantere) zählen diejenigen, die sich aus "gesellschaftlichen Gründen" nicht allzu lange Zeit lassen konnten mit der Eheschließung - wenn eine unverheiratete Frau im Dezember merkte, dass sie schwanger ist, dann ließ sie sich meist nicht gerade bis Juni Zeit, um mit dem Kindsvater in den Ehestand zu treten: Da war eine Hochzeit bei unwirtlichem Wetter im Januar oder Februar einem unehelichen Kind in den allermeisten Fällen vorzuziehen... die Gerüchteküche dürfte trotzdem gebrodelt haben. Machen wir uns da doch mal nichts vor. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Bei dieser Gruppe habe ich mir übrigens angewöhnt, die Taufregister ab dem Zeitpunkt nach dem ersten Kind zu durchforsten - in den allermeisten Fällen habe ich es dann auch ziemlich schnell gefunden ;-) Nicht, dass mir da noch ein Kind entgeht...!

In den letzten Jahrzehnten hat sich übrigens noch eine dritte Gruppe herauskristallisiert, die es so in den Jahrhunderten davor nicht gab: Diejenigen, die gemerkt haben, dass man rückwirkend die Steuervorteile für das gesamte vergangene Jahr geltend machen kann, selbst wenn man gerade noch auf den letzten Sticken am 31. Dezember vor den Standesbeamten tritt. Aber das ist, glaube ich, noch mal eine ganz andere Geschichte...