Sonntag, 14. April 2019

Ironie des Schicksals? Der Fahrradsturz des Amédé de Jongh aus Antwerpen

Zugegeben, hier im Blog hat man nun schon eine gefühlte Ewigkeit nichts mehr von mir gehört. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht genealogisch umgetan hätte, im Gegenteil. Zum Beispiel habe ich mal wieder ein paar Mittwoch-Nachmittage im Lesecafé des Schlosses in Werther verbracht und Sterbeeinträge gepinnt. Einer ist mir dabei besonders im Gedächtnis hängen geblieben.

Es ist Eintrag Nr. 55 aus 1916. Bei 1916 denkt man immer automatisch an den Ersten Weltkrieg, und auch dieser Eintrag hat tatsächlich etwas mit zu tun, wenn auch anders, als man zuerst meinen mag. Man verliert schnell aus den Augen, dass Krieg auch Gefangenschaft bedeutet, und auch in Werther gab es im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangene. Wie auch immer genau diese Gefangenschaft ausgesehen haben mag.

Amédé de Jongh war einer dieser Kriegsgefangenen. Er war laut seines Sterbeeintrages 34 Jahre alt, geboren in Antwerpen am 26.08.1881 - also ein Belgier. Außerdem war er katholisch und verheiratet. Er "wohnte" in Theenhausen, und er starb am 09. Mai 1916 in Rotingdorf, "verunglückt durch Sturz vom Fahrrad". Soviel war von ihm bekannt. Aber das war's dann auch schon.

Ist es nicht eine Ironie - da überlebt man schon diesen elenden Krieg, wird gefangen genommen - und stirbt dann durch einen Sturz vom FAHRRAD? 

Außerdem stelle ich mir die Frage, ob er einfach nur ein schlechter Fahrradfahrer war, oder ob da nicht vielleicht sogar etwas mehr dahinter steckt. Vielleicht musste er ja auch nur einer Kuh auf der Straße ausweichen und landete im Graben? Wenn ich mir sogar noch heute diese eine fiese Kurve an der Käppkenstraße angucke, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man da mit genug Tempo aus eben dieser Kurve fliegen und sich das Genick brechen kann. Die näheren Umstände dieses Fahrradsturzes sind vielleicht etwas mehr Recherche wert. Das wird aber ohne Archivarbeit kaum möglich sein.

Ich habe online ein bisschen nachgeguckt, was ich über Amédé de Jongh finden konnte. Und ja, ich bin fündig geworden, auf einer Seite namens www.wardeadregister.be, die man übrigens auch auf Deutsch abrufen kann:

Amédé de Jongh wurde nicht nur in Antwerpen geboren; er wohnte auch da. Seine Eltern waren Alphonse Louis und Anna Joanna Coleta geb. Vermeylen. Seine Witwe hat nun auch einen Namen: Sie hieß Amelia und war eine geborene van den Branden.

Als er 20 Jahre alt war, ging Amédé zum Militär, am 01.01.1902 wurde er in die Streitkräfte immatrikuliert (seine Matrikelnummer war die 102/51983). Seine Einheit ist mit "2 Li 4/3" angegeben, wobei "Li" für "Linienregiment" stehen soll.

Man findet auf der Website sogar die Information, dass er in Grab Nr. 31 auf dem Wertheraner Friedhof liegen soll. Schaltet man aber auf die niederländische Version der Seite um, dann findet man kein Grab in Werther, sondern einen "begraafsplaats" in Leopoldsburg, Belgien.  Die französische Version der Seite stützt das. Vielleicht liegt er ja tatsächlich in Werther, hat aber auch noch ein symbolisches (weil leeres) Grab in Belgien?

Amelia wird es hoffentlich gewusst haben. 






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