Sonntag, 20. November 2022

Halles Gedächtnis? Gedanken eines "Zwischengewächses"

Bin ich jetzt Wertheranerin oder Hallerin? Wenn mich jemand fragt, wo ich denn her komme, dann antworte ich, "Ich bin aus Werther, aber ich wohne in Halle." 

Das ist etwas, das sich irgendwie schon durch mein ganzes Leben gezogen hat: Vater aus Werther, Mutter aus Halle. Grundschule in Werther, weiterführende Schule in Halle. Kindheit in Werther verbracht, aber auch ein Jahr in Halle gewohnt. Dann wieder in Werther, bis ich wieder nach Halle gezogen bin. In Werther gearbeitet, dann umgezogen nach Halle. Na ja, auch nicht ganz nach Halle, mit dem Auto sind es zwei Minuten nach Halle und drei Minuten nach Werther. Ich bin ja heilfroh, dass ich es wenigstens zum Studium bis nach Bielefeld geschafft habe. 

Dann kam Werthers Gedächtnis. Die naheliegende Frage ist also: Wird es irgendwann auch Halles Gedächtnis geben? 

Der Altkreis Halle bis 1938 (Quelle: wikipedia).

Der momentane Sachstand: Keine Ahnung. Lust hätte ich schon, und wenn man sich meine persönliche Historie anguckt, dann wäre das auch irgendwie konsequent. 

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. 

Werthers Gedächtnis ist schon verflixt zeitaufwändig, und es wird auch noch einige Jahre dauern, bis ich es auf dem Stand habe, auf dem ich es gerne haben möchte.

Das ist eine Sache. Aber es kommen noch einige andere Aspekte dazu: 

Nr. 1: Die Haller Kirchenbücher sind schon verkartet, und zwar im Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld. Ich habe diese riesigen Karteikästen ja selbst oft genug herumgeschleppt (und nein, es ist keine gute Idee, einen schwarzen Wollpolli zu tragen, wenn man mit der Kartei hantiert), und sie waren mir auch oft eine große Hilfe, wenn ich auch den starken Verdacht habe, dass diverse Benutzer die der Kartei immanente Ordnung nicht verstanden haben und die Karten deshalb teilweise durcheinander sind.  Andererseits geht die Verkartung aber noch nicht einmal bis 1900, sondern nur bis ungefähr 1880, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. 

Nr. 2: Hörste. Halle ginge nicht ohne Hörste. Hörste war nicht immer eine eigenständige Kirchengemeinde mit eigenständigen Kirchenbüchern, sondern erst seit 1707. Die ersten knapp 60 Jahre findet man also in den Haller Kirchenbüchern, und das halt oft ohne die Angabe, wo die Leute denn wohnten. Da ist es dann schon mal schwer, die Hörste und die Haller auseinander zu halten. 

Nr. 3: Amshausen. Heute gehört Amshausen zu Steinhagen. Aber halt auch erst seit 1973. Zur Kirche ging man nach Halle, also finden sich die Amshausener Kirchenbucheinträge auch nicht im Steinhagener oder in einem eigenen Kirchenbuch, sondern in denen von... richtig. Halle. (Ein ähnliches Problem habe ich ja auch in Werther mit der Wallenbrücker Mark und Teilen von Schröttinghausen, aber wenn ich mir, als ich mit Werthers Gedächtnis angefangen habe, darüber Gedanken gemacht hätte, dann hätte ich mit Werthers Gedächtnis vielleicht überhaupt gar nicht erst angefangen...) 

Dazu kommt, dass Werther zwar traditionell einige Verbindungen nach Borgholzhausen (vor allem natürlich nach Barnhausen) hatte, aber nicht so sehr nach Halle. Der Teuto lag halt als natürliches Hindernis dazwischen. Das änderte sich erst, als die Leute mobiler wurden. Ansonsten hat Werther nur Grenzen zum Kreis Herford, nach Dornberg und nach Neuenkirchen. Das machte die Abgrenzung einfacher. Halle aber liegt nunmal vergleichsweise "mittendrin". Vor allem Künsebeck und Amshausen hatten Verbindungen nach Brockhagen, und Brockhagen hatte oft welche nach Steinhagen. Zwischen Hörste und Bockhorst pendelten auch einige Leute hin und her, und Bockhorst ohne Versmold passt irgendwie auch nicht. 

Um es abzukürzen: 

Ich glaube, es würde eher Sinn machen, wenn man eine Art "Gedächtnis des Altkreises Halle" anlegte, anstatt Halle isoliert anzugehen. Wenn, dann richtig. Im Moment fehlt mir dazu die Zeit. Aber vielleicht, wenn ich in Rente bin...?

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