Donnerstag, 27. November 2025

Hilfe vom Sofa aus

Im Moment arbeite ich mal wieder etwas weniger an meinen eigenen Sachen, was aber nicht bedeutet, dass ich untätig bin. Vergrippt, ja, mitunter, aber untätig? Nee... 

Bei den Arolsen Archives kann ich mich auch vergrippt und vom Sofa aus nützlich machen: Die Ausländermeldekartei des ehemaligen Amtes Halle (Westfalen) steht online, und es warten noch Tausende von Karten darauf, transkribiert zu werden. Hier ist der 

Link

Das Schöne ist: Man braucht kein Benutzerkonto, um mitzumachen. Das einzige, was man braucht, ist ein bisschen Zeit - und es könnte nicht schaden, wenn man Kurrent und Sütterlin lesen kann. 

Man muss sich auch keine Sorgen machen, dass man etwas falsch macht, denn es gilt das Sechs-Augen-Prinzip. Soll heißen: Wenn nicht wenigstens drei Leute unabhängig voneinander dasselbe gelesen haben, wird die Angabe im Endergebnis nicht frei gegeben. Das finde ich persönlich jetzt mal sehr beruhigend, vor allem, wenn es um die Namen und Herkunftsorte der oft russischen oder ukrainischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen ging, und davon gab es immerhin so um die 2.500. Nicht nur bei den Bauern in der Umgebung - man findet zum Beispiel auch viele in Steinhagen -, sondern vor allem auch in Künsebeck, weil dort im Waldlager (was wesentlich idyllischer klingt, als es tatsächlich war) bei Dürkopp Flugabwehrgeschütze produziert wurden. Manchmal sind diese Angaben schwer zu entziffern, aber ironischerweise kennt man diverse ukrainische Ortsnamen inzwischen auch aus den aktuellen Nachrichten. Trotzdem - manchmal sitze ich davor wie Ochs vorm Berge, und ich bilde mir ein, dass ich im Lesen nach fast 30 Jahren Forschung inzwischen schon ziemlich gut bin. 

Aus späteren Zeiten findet man dann auch die sogenannten displaced persons. Insgesamt geht die Kartei von 1912 bis in die 1950er Jahre. Schon spannend, was man da so liest, aber oft eben auch unendlich traurig. 

#everynamecounts.  

  

Freitag, 24. Oktober 2025

Post vom Historischen Verein

Normalerweise freue ich mich ja immer, wenn ich Post vom Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg e.V. bekomme. In der Regel bedeutet das nämlich, dass es etwas Interessantes zum Lesen gibt. 
 
Das war auch in diesem Fall so, und zwar in Form der neuen Ravensberger Blätter. 
Aber leider nicht nur. 
 
(c) Historischer Verein 
Die Ravensberger Blätter sind wieder superinteressant, vor allem für mich als alte Wertheranerin. Der Arbeitskreis Spuren jüdischen Lebens in Werther hat darin nämlich eine Fallstudie zu Max Sachs (1898 bis wahrscheinlich 1942) veröffentlicht. Max Sachs war leicht geistig behindert und wohnte in Werther an der Bielefelder Straße, ungefähr dort, wo heute das evangelische Gemeindehaus steht. Seine Spur verliert sich mit der Deportation ins Warschauer Ghetto. Vorher war er in Bethel zwangssterilisiert worden und dann in einer jüdischen Einrichtung in Berlin-Weissensee untergebracht. Aber auch schon in der Zeit, als er noch in Werther wohnte, ist er von seinen Mitmenschen nicht immer nett behandelt worden, ganz im Gegenteil; da haben sich einige Wertheraner anscheinend wirklich von ihrer üblen Seite gezeigt, ohne dass es eines Befehls von oben brauchte. Es gab immer schon Leute, die sich daran hochziehen, andere, denen sie sich überlegen fühlen, lächerlich zu machen, und zwar auf boshafte Art und Weise. Auch das kommt in der Fallstudie zur Sprache. Es ist schon erstaunlich, was man alles herausfinden kann, wenn man nur danach sucht, und der Arbeitskreis sucht wirklich gründlich. 
 
Einen Wermutstropfen gibt es leider auch vom Historischen Verein selbst: Die Mitgliedsbeiträge steigen 2026 an, und zwar heftig. Das wurde auf der Jahreshauptversammlung beschlossen, an der ich leider nicht teilnehmen konnte, sonst hätte ich wohl schon da meinen Senf dazu gegeben. Für mich als Einzelmitglied geht es von 30,00 EUR hoch auf 45,00 EUR; die Steigerung kann man sich ausrechnen. Da bin ich wirklich im Nachteil, denn Ehepaare zahlen künftig statt 43,00 EUR "nur" 60,00 EUR. Für gerade mal ein Drittel von dem, was ich demnächst allein bezahlen muss, könnte ich den Familienforschungsmuffel also auch noch unterbringen, wenn er das denn wollte (was nicht der Fall ist). Immerhin, in einem Begleitschreiben werden die Gründe für die satte Erhöhung erläutert, und die sind auch durchaus nachvollziehbar. Die meisten Kosten stecken in Druck und Versand der Ravensberger Blätter und des Jahresberichts, und auch in dem Bereich sind die Preise gestiegen. Wie praktisch überall. Außerdem hat der Verein selbst seinen Mitgliedsbeitrag lange nicht erhöht, zumindest nicht, solange ich dabei bin. Ich werde also wohl in den sauren Apfel beißen. Und ich hoffe mal, dass viele andere mitbeißen, denn es wäre wirklich schade, wenn der Historische Verein aus Kostengründen Geschichte würde. Gleichzeitig gestatte ich mir aber zwei Anmerkungen: Erstens - das Geld werde ich woanders sparen. Zweitens - ich hätte auch nichts dagegen, die Ravensberger Blätter als pdf per Mail zu bekommen... 

Dienstag, 14. Oktober 2025

Der Arbeitskreis Familienforschung Steinhagen...

 ... trifft sich wieder, und zwar am 

Samstag, dem 18. Oktober 2025, um 14.30 Uhr 

in der Alten Feuerwehr, Tiergarten 44, in Steinhagen-Amshausen.  

Eine super-verpflichtende Tagesordnung wird es auch dieses Mal nicht geben, vielmehr geht es um Neuigkeiten in der Familienforscher-Szene, besuchte Veranstaltungen (man kann ja nicht immer überall hingehen), und für den genealogischen Austausch wird es auch noch genug Zeit geben. 

Bis dahin :-) 

Dienstag, 7. Oktober 2025

Der "Orientale" gehört der Vergangenheit an...

 ... wenn es ihn den je gegeben haben sollte. 

Nein, der Familienforschungsmuffel als solcher ist natürlich noch da. Wir haben einen weiteren Frankreichrundtrip mit kurzen Abstechern auf das Matterhorn und ins Aostatal überstanden, und wer weiß, wie sehr ich Berge liebe (Ironie off), dann kann man ungefähr erahnen, dass unsere Beziehung auch nach 30 Jahren noch einiges verträgt. Sogar die dicke Frau auf dem hohen Berg. 

Zurück zum "Orientalen". 

Wir erinnern uns: In der ersten Ethnizitätsschätzung, die MyHeritage jemals für den Familienforschungsmuffel gemacht hat, tauchte noch eine milde Wahrscheinlichkeit auf, dass da 0,8 %  "orientale Vergleichs-DNA" im Spiel sein könnte. 

Faustregel: Wenn MyHeritage selbst sagt, dass es wahrscheinlich nicht so ist, dann ist es wahrscheinlich auch nicht so. Diese 0,8 % sind nun in der zweiten Ethnizitätsschätzung komplett verschwunden. 

Hatte ich mir ja irgendwie gedacht... 

Stattdessen haben wir nun: 

        59,6 % Niederländer

        18,6 % Germane

        9,4 % Engländer

        7,0 % Däne und 

        5,4 % Franzose.  


Bei ihm kann ich mir die 59,6 % Niederlande noch gut erklären, weil der allergrößte Teil seiner Vorfahren nur ein Holzschuhwurf von der niederländischen Grenze entfernt gelebt hat. Der Spruch stammt übrigens nicht von mir, sondern von ihm. Eine kleine Verbindung nach Frankreich habe ich bis jetzt auch gefunden. Könnte also hinhauen... 
 
Das Lustige beim Familienforschungsmuffel ist, dass in seiner "Ancient Origins-Aufschlüsselung" auf einmal je nach Zeitalter so 0,6 bis 1,2 % Papuaner auftauchen, und dafür kann selbst MyHeritage keine Erklärung liefern. 
 
Irgendwie schräg.  
 
Na ja, vielleicht gibt es ja irgendwann nochmal ein Update...  


Sonntag, 5. Oktober 2025

Meine Ethnie ist gewandert

Gucke mal an, es gibt eine neue Ethnizitätsschätzung von MyHeritage! 

Dabei hatte ich eigentlich damit gerechnet, nichts mehr davon zu hören, weil sie mir ja mitgeteilt hatten, dass sie unsere DNA-Proben zum Ende letzten Jahres vernichten wollten, wenn wir nicht eine niedrige dreistellige Summe für die Aufbewahrung unseres Speichels zahlen - und das haben wir natürlich nicht getan. 

Das ist hier ist meine aktuelle Ethnizitätseinschätzung (was für ein Wort, oder?). Danach bin ich 

        53,3 % Niederländerin

        20,4 % Germanin

        17,1 % Dänin

        7,9 % Engländerin und 

        1,3 % Osteuropäerin.  

Zum Vergleich - das hier die erste Version aus dem Februar 2024: 
 

Meine "französischen" Ergebnisse erstrecken sich nicht mehr auf das ganze Land, sondern nur noch auf den ganz nordöstlichen Teil. Egal, ich fahre trotzdem gerne hin. Die Wikingerin in mir ist zu einer Dänin "geschrumpft", dafür sind ein englischer und ein osteuropäischer Teil dazu gekommen. Aha... 

Und "Niederländerin"? Da hätte ich ja so überhaupt keine Ahnung, wie das zustande gekommen sein soll. Über Hollandgänger kann das ja nicht gehen, weil ich bisher nichts Niederländisches in meinem Stammbaum gefunden habe, und ich bin ziemlich weit gekommen. Liegt es vielleicht daran, dass US-Amerikaner neuerdings gerne mal Ortsnamen umbenennen...?  

Na ja - konkret weiter gebracht hat mich das alles nun nicht wirklich. Was mich beruhigt, ist der kleine Kreis, der in der Mitte geblieben ist. Ich kann mich also immer noch als Ostwestfälin bezeichnen.  

Irgendwie schön, dass sich das nicht geändert hat.