Freitag, 9. November 2018

Gedenken heißt Nachdenken!

Die Gedenktage knubbeln sich im Moment, oder? Der 9. November mit allem, was in den verschiedenen Jahren ausgerechnet an diesem Tag passiert ist, und dann noch dazu die Tatsache, dass der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren zu Ende ging. Wenn man ein bisschen nachdenkt, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass alle diese Ereignisse zusammengehören. Alles steht in einem größeren Zusammenhang. Vom 9. November 1848 bis zum 9. November 1989.

Deswegen: Gedenken heißt Nachdenken. Ich denke im Moment im wahrsten Sinne des Wortes diese ganzen Geschehnisse nach. Quasi im Sinne einer Kausalitätskette. Schlimm, wenn ich dabei zu dem Schluss kommen muss, dass es auch heute noch immer genug Leute gibt, die "Rasse" (was auch immer das genau sein mag) und "Religion" nicht auseinander halten können. Schlimm, wenn ich dabei zu dem Schluss kommen muss, dass es auch heute immer noch genug Leute gibt, die andere diskriminieren und niedermachen, weil es ihnen selbst nicht gut geht und sie einen Fußabtreter brauchen, um ihren Frust loszuwerden. Ich will jedenfalls nicht dazu gehören.

Der 9. November 1938 (es war übrigens ein Mittwoch) ist auch an Werther nicht spurlos vorbeigegangen. Und an Bielefeld erst recht nicht. Diese Bilder von der brennenden Synagoge in der Turnerstraße jagen mir noch heute Schauer über den Rücken. Die verwüsteten Geschäfte, die mutwillige Zerstörung von Leben und Lebenswerken. Liege ich da so falsch, wenn ich denke, dass sich spätestens ab diesem Moment keiner mehr damit herausreden konnte, dass er "nichts gewusst" habe?

In der Mediathek des WDR findet sich eine Sendung, die auch die Pogromnacht in Werther und Bielefeld behandet: "Als (auch) im Westen die Synagogen brannten". Hier ist der Link. Die dreiundvierzigeinhalb Minuten, die es dauert, sich die Sendung anzugucken, in der viele Zeitzeugen zu Wort kommen, sind gut investiert.

Ich stolpere immer noch darüber, wie man den 9. November 1938 bezeichnen soll. "Reichskristallnacht" klingt wahrscheinlich wirklich verniedlichend. An diesem Tag ist wesentlich mehr zu Bruch gegangen als nur Kristall. Auf der anderen Seite ist "Pogromnacht" nicht nur ein Zungenbrecher, sondern auch ein Wort, das für meinen Geschmack so steril klingt, dass es die Schrecken dieser Zeit nicht wirklich widerspiegelt. Aber mir fällt auch kein besserer Ausdruck ein.

Meine Güte. 1938 ist noch nicht so lange her. Für Familienforscher sind 80 Jahre keine wirklich lange Zeit. 

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