Freitag, 13. Januar 2023

Amtmann Mensing und die mutierten Fridas

Wann immer ich den Namen "Frida" sehe (und den sehe ich im Moment wieder relativ oft, weil ich gerade die Geburten von 1912 in Werthers Gedächtnis einarbeite), dann weiß ich genau, dass diese Frida irgendwann nach 1875 im Amt Werther geboren ist. Und ich weiß auch, wer bei der Schreibweise seine Finger im Spiel hatte: Amtmann Mensing. 

Amtmann Mensing war am 06.09.1840 als Carl Wilhelm Adolf Mensing in Minden geboren worden. Seine Eltern waren der Pfarrer der Marienkirche Johann Heinrich Gottlieb Mensing und dessen Frau Elise Hermine Nolting. Irgendwann muss der junge Adolf beim Militär gelandet sein, und dabei kann er sich nicht ganz schlecht angestellt haben, denn in seinem Traueintrag finde ich ihn als "Königl. Lieutenant a.D. und Amtmann".

Wie genau Adolf Mensing in Werther gelandet, kann ich nicht sagen. Es ging aber vom Militär in die Verwaltung, was ihm wahrscheinlich ein wesentlich entspannteres Leben bescherte. Vor allem im kleinen und doch recht überschaubaren Werther. Da taucht die Mensing'sche Schrift ab Januar 1876 in den Standesamtsregistern auf. Es scheint also sicher anzunehmen, dass Adolf Mensing ab Januar 1876 in der Amtsstube in der Schloßstraße saß. Da war er 35 Jahre alt. Und weil Werther so überschaubar war, wundert man sich auch nicht, dass dieser noch relativ junge gediente Herr auch ziemlich schnell eine Braut aus einer der angesehenen und alteingesessenen Wertheraner Kaufmannsfamilien fand, nämlich Friederike Henriette Louise Emmy Walbaum, geboren am 19.07.1846. Das Walbaumsche Haus steht noch heute mitten in Werther, und zwar am Venghaussplatz, der eigentlich genauso gut "Walbaumplatz" heißen könnte. 

Am 30.11.1876 wurde geheiratet. Da man sich auch damals schon nicht selbst trauen konnte, übernahm sein Kollege Johanning, dessen Name auch schon in den Jahren vor Mensings Amtsantritt öfter als Vertretung von Mensings Vorgänger Riensch auftauchte. Weil Pfarrer Mensing zu diesem Zeitpunkt schon tot war, wurde der jüngere Bruder Johannes, damals "Gerichts-Referendarius" in Minden, Trauzeuge. Adolf Mensing hat es sich aber trotzdem nicht nehmen lassen, zumindest den Eintrag im Trau-Nebenregister eigenhändig auszufüllen; seine Schrift kenne ich inzwischen. Nur unterschrieben hat Kollege Johanning. 

Die letzten Mensing'schen Einträge in den Wertheraner Registern finde ich Ende 1916: danach übernahm dann Georg Loges die Einträge. Er war es auch, der mit seiner leicht krakeligen Schrift den Eintrag für Adolf Mensing angefertigt hat: 

Wenn ich mal nachrechne, dann hat Amtmann Mensing seine letzten Einträge gemacht, als er 76 Jahre alt war. Ein halbes Jahr später war er dann tot. 

Und was war nun mit den Fridas? 

Nun ja - aus irgendeinem Grunde hat Amtmann Mensing alle weiblichen Kinder, die "Frieda" heißen sollten, als "Frida" eingetragen, also ohne das E. Die einzige andere Frida, die mir sonst noch einfällt, ist Frida Kahlo, und ich denke nicht, dass die Eltern, als sie sich einen Namen für ihren Nachwuchs ausdachten, die spanische Variante im Sinn hatten. Die dachten wohl eher an "Frieden". Und wir wissen ja: Was in der Geburtsurkunde steht, das gilt. Na ja, zumindest theoretisch: Viele dieser Fridas haben später auch in Werther geheiratet und mussten dann ja auch eigenhändig unterschreiben. Da findet man dann die "Frida" oben im Text der Urkunde, und wenn man sich dann die Unterschrift darunter genauer anguckt, sind viele Fridas zwischen Geburt und Trauung zu "Friedas" geworden... ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von ihnen sich gar keine Gedanken gemacht bzw. gar nicht gewusst haben, dass sie als "Frida" zur Welt gekommen sind. Wer kommt denn auch darauf, dass man "Frieda" auch ohne E schreiben kann...?

Ach, und was Frida Kahlo angeht: Sie war tatsächlich als "Magdalena Carmen Frieda" geboren worden und hat ihren Namen später geändert. Welch Ironie...! 

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