Freitag, 24. März 2023

Marthas Erbe

 

Ich habe noch ziemlich viele Fotos von meiner Oma mütterlicherseits, Martha, aber eigentlich nur dieses eine, auf dem sie a) noch ziemlich jung ist und b) auch noch in die Kamera lacht. Es muss ungefähr von 1949 sein. Leider ist das Original im Laufe der Jahre ein paar Mal geknickt worden, was man auf dem Scan hier auch ziemlich gut erkennen kann. Und leicht unscharf ist es auch noch... 

Trotzdem, es ist eins meiner Lieblingsfotos. 

Heute ist es 37 Jahre her, dass Martha gestorben ist. Scheiß Krebs. Wie so oft. Obwohl sie ihr Leben lang in Halle gewohnt hatte (und ich bin immer noch dabei, nachzuvollziehen, wo sie von wann bis wann gewohnt hat - ich muss mir wirklich mal die Haller Meldekartei vornehmen!), hat Martha ihre letzten Tage in Werther im Krankenhaus verbracht. Aus irgendeinem Grunde hat sie einen Bogen um das Haller Krankenhaus machen wollen. Ironischerweise bedeutet das gleichzeitig, dass sie in Werthers Gedächtnis auftauchen wird, wenn ich dann mal irgendwann bei den Sterbeeinträge von 1986 angekommen sein werde (was bei meinem momentanen Tempo noch ziemlich lange dauern kann). 

Ich kann mich zwar noch gut an diesen Tag vor 37 Jahren erinnern, aber noch lieber erinnere ich mich an die lebendige Martha mit ihrem Faible für Tosca, die in ihrem Garten im wild gemusterten Kleid bei einem Kaffee in der nicht weniger wild gemusterten Hollywoodschaukel sitzt. Warum hat man heute eigentlich keine Hollywoodschaukeln mehr? 

Es ist komisch, aber wenn ich so auf dieses Foto starre, dann kommen mir zwei Gedanken: Zum einen, dass meine Mutter, je älter sie auf dem Papier wird, ihrer Mutter immer ähnlicher sieht, vor allem wenn sie lacht. Das ist mir früher nie aufgefallen. Und zum anderen, dass ich meine welligen, unkontrollierbaren Haare wahrscheinlich von Martha geerbt habe. Sogar die Farbe scheint  einigermaßen zu passen, denn ich bin in den letzten Jahren erheblich nachgedunkelt (die vereinzelten grauen Haare ignoriere ich jetzt mal geflissentlich). Im Grunde bin ich ja ein weibliches Abbild meines Vaters mit der typischen Schwentker-Schnute, aber es ist ein schöner Gedanke, dass sich dabei auch ein Feature von Martha erhalten hat...

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