Im Moment arbeite ich mal wieder etwas weniger an meinen eigenen Sachen, was aber nicht bedeutet, dass ich untätig bin. Vergrippt, ja, mitunter, aber untätig? Nee...
Bei den Arolsen Archives kann ich mich auch vergrippt und vom Sofa aus nützlich machen: Die Ausländermeldekartei des ehemaligen Amtes Halle (Westfalen) steht online, und es warten noch Tausende von Karten darauf, transkribiert zu werden. Hier ist der
Link.
Das Schöne ist: Man braucht kein Benutzerkonto, um mitzumachen. Das einzige, was man braucht, ist ein bisschen Zeit - und es könnte nicht schaden, wenn man Kurrent und Sütterlin lesen kann.
Man muss sich auch keine Sorgen machen, dass man etwas falsch macht, denn es gilt das Sechs-Augen-Prinzip. Soll heißen: Wenn nicht wenigstens drei Leute unabhängig voneinander dasselbe gelesen haben, wird die Angabe im Endergebnis nicht frei gegeben. Das finde ich persönlich jetzt mal sehr beruhigend, vor allem, wenn es um die Namen und Herkunftsorte der oft russischen oder ukrainischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen ging, und davon gab es immerhin so um die 2.500. Nicht nur bei den Bauern in der Umgebung - man findet zum Beispiel auch viele in Steinhagen -, sondern vor allem auch in Künsebeck, weil dort im Waldlager (was wesentlich idyllischer klingt, als es tatsächlich war) bei Dürkopp Flugabwehrgeschütze produziert wurden. Manchmal sind diese Angaben schwer zu entziffern, aber ironischerweise kennt man diverse ukrainische Ortsnamen inzwischen auch aus den aktuellen Nachrichten. Trotzdem - manchmal sitze ich davor wie Ochs vorm Berge, und ich bilde mir ein, dass ich im Lesen nach fast 30 Jahren Forschung inzwischen schon ziemlich gut bin.
Aus späteren Zeiten findet man dann auch die sogenannten displaced persons. Insgesamt geht die Kartei von 1912 bis in die 1950er Jahre. Schon spannend, was man da so liest, aber oft eben auch unendlich traurig.
#everynamecounts.
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