Freitag, 12. Juni 2020

Eingeschlossen im Herrenhaus

Am Mittwoch war ich wieder im Schloss in Werther, weil ich die Sterberegister des Jahres 1944 pinnen wollte. Habe ich auch, und es dauerte. Kein Wunder, über 140 Einträge. Da ist man nicht ganz so schnell, auch wenn man pünktlich um drei Uhr nachmittags anfängt.

Ich habe mal wieder in der Teeküche im Herrenhaus gesessen, weil man da ruhiger arbeiten kann als im Lesecafé neben der Bücherei. Außerdem hat man meist noch eine musikalische Untermalung, weil Schüler der Musikschule über einem proben. Und bei einem solchen Wetter lässt man ja meist auch das Fenster auf... angenehmes Arbeiten, kann man nicht anders sagen.

Ungefähr vier Stunden später (unterbrochen von zwei winzig kleinen Zigarettenpausen) war ich dann fertig - im doppelten Sinne. Ich kann mir jedenfalls nicht vorwerfen lassen, zu wenig mit der Hand zu schreiben... ich packte also meine sieben Sachen zusammen, machte mich auf den Weg zu der großen schweren Holztür, die auf den Innenhof führt... und stellte fest, dass sie abgeschlossen ist!

F*ck. Aber sicher: Die Musik hatte schon vor geraumer Zeit aufgehört.

Und nu?

Zur Hintertür. Auch abgeschlossen. Habe ich schon erwähnt, dass ich kein Handy dabei hatte?

Wieder in die Teeküche. Vielleicht kann ich ja aus dem Fenster...?

Was man auf dem Foto hier nicht sieht: Das Gelände fällt nach hinten nochmal leicht ab. Für einen unsportlichen Menschen wie mich heißt das: Zu hoch!

Ich hatte trotzdem Glück: Eine junge Frau mit Kinderwagen hatte sich entschieden, den Schleichweg an den Garagen lang zu nehmen. Dann kommt man an der Stelle zwischen Fachwerkbau und Herrenhaus raus. Also Fenster auf: "Entschuldigung, könnten Sie bitte in der Bücherei nebenan Bescheid sagen, dass jemand vorne aufschließen soll...?" Ja, die Dame war ein bisschen erstaunt, aber nichtsdestotrotz war ich keine zwei Minuten später wieder in Freiheit. Ich musste Fronleichnam nicht im Herrenhaus verbringen... 

Tja, das ist halt der Nachteil an einer so ruhigen Tätigkeit wie der Familienforschung ... man wird schnell vergessen.

Und für alle Fälle sollte ich beim nächsten Mal mein Handy mitnehmen.

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