Wenn man von OWL aus startet, dann kommt man über Köln und Belgien in unser Nachbarland hinein, und nicht allzu weit hinter der belgisch-französischen Grenze liegen Valenciennes und Cambrai dann an der (französischen) A2. Bis jetzt waren wir auf dem Weg nach Paris nur daran vorbeigefahren, aber dieses Jahr haben wir auch angehalten: An der Route de Solesmes in Cambrai.
Einen richtigen Parkplatz gibt es zwar nicht, aber am Straßenrand ist genug Platz - zumal wir an diesem warmen Sommerabend die einzigen Besucher auf dem ganzen Gelände waren.
Die Jahreszahlen täuschen ein bisschen, denn tatsächlich wurde der Friedhof von den deutschen Besatzern erst im März 1917 eingerichtet - der alte Friedhof Porte de Paris in der Stadt Cambrai reichte einfach nicht mehr aus.
Wenn man zum Haupttor hineingeht, dann läuft man direkt auf ein Mahnmal zu. Viel kann man noch nicht erkennen.
... und steht vor einem Zitat von Goethe. Oder eigentlich vor zweien, denn auch wenn mein Französisch wirklich grottig ist (zwei Jahre in der 9. und 10. Klasse, mon dieu), so ist mir doch klar, dass der französische Teil unten keine wörtliche Übersetzung des deutschen Textes oben ist. Ich lese da etwas von großen ewigen und unsterblichen Gesetzen, die den Lauf und das Ende unser aller Existenz bestimmen. Reimt sich zwar nicht so schön wie die deutsche Fassung, aber trotzdem finde ich die französische Variante irgendwie gelungener. Man muss nicht immer Metaphern benühen, um klarzumachen, worum es geht. Rührend fand ich aber das hier. Weil es zeigt, dass es Leute gibt, denen solch ein Ort wichtig ist. Im Innenkreis des Denkmals gibt es so eine Klappe, die man öffnen kann. Neugierig, wie ich bin... Warum hatte ich mir schon so etwas gedacht? Ansonsten sieht man nur Grabsteine.
Und noch mehr Grabsteine. Man sollte ich nicht täuschen lassen - da liegt nicht immer nur einer. Die meisten dieser Steine tragen zwei oder sogar auch drei Namen. Insgesamt sind hier 10.685 deutsche Soldaten begraben.
Das liegt daran, dass Cambrai seit 1914 von den Deutschen besetzt war, also rund drei Jahre. Hindenburg hatte hier sein Hauptquartier. Cambrai war als Eisenbahnknotenpunkt strategisch wichtig, und das war wohl auch einer der Gründe, weshalb es hier zwischen dem 20.11.1917 und dem 06.12.1917 zur ersten großen Panzerschlacht der Geschichte gekommen ist.
Ein paar Grabsteine haben keine Kreuzform, sondern sind nach oben hin abgerundet. Hier liegen deutsche Soldaten jüdischen Glaubens. Man konnte damals also sehr wohl Rasse und Religion auseinanderhalten.
Ich weiß ja, dass auch einige von "meinen" Wertheranern hier liegen. Aber wir sind nicht jede Reihe abgegangen. Es sind einfach zu viele.
Es gibt auch solche Gräber: Die, bei denen man den Toten nicht mehr identifizieren konnte. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wieviele Jahre die Angehörigen dieser Herren in Ungewissheit gelebt haben, obwohl ihr Vater, Bruder, Sohn oder Ehemann schon längst hier begraben war.
Quasi "mittendrin" findet man dann auf einmal zwei Reihen mit Holzkreuzen. Hier liegen 192 russische Soldaten, die an der Seite der französischen Armee gekämpft haben.
Noch ein Stück weiter kommt man dann zu diesen Gräbern, die nochmal etwas anders aussehen:
Hier ruhen 502 Soldaten des Commonwealth, die meisten aus England. Ihre Grabsteine sind am aufwändigsten gestaltet, mit den Wappen der jeweiligen Regimenter. Schlimm war es, auf die Daten zu gucken: Viele von denen, die hier begraben sind, sind in der letzten Kriegswoche gefallen. Ich habe diverse Steine mit dem Sterbedatum 11.11.1918 gesehen. Da atmet man erstmal tief durch.
Ein paar Grabsteine haben keine Kreuzform, sondern sind nach oben hin abgerundet. Hier liegen deutsche Soldaten jüdischen Glaubens. Man konnte damals also sehr wohl Rasse und Religion auseinanderhalten.
Ich weiß ja, dass auch einige von "meinen" Wertheranern hier liegen. Aber wir sind nicht jede Reihe abgegangen. Es sind einfach zu viele.
Es gibt auch solche Gräber: Die, bei denen man den Toten nicht mehr identifizieren konnte. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wieviele Jahre die Angehörigen dieser Herren in Ungewissheit gelebt haben, obwohl ihr Vater, Bruder, Sohn oder Ehemann schon längst hier begraben war.
Quasi "mittendrin" findet man dann auf einmal zwei Reihen mit Holzkreuzen. Hier liegen 192 russische Soldaten, die an der Seite der französischen Armee gekämpft haben.
Noch ein Stück weiter kommt man dann zu diesen Gräbern, die nochmal etwas anders aussehen:
Hier ruhen 502 Soldaten des Commonwealth, die meisten aus England. Ihre Grabsteine sind am aufwändigsten gestaltet, mit den Wappen der jeweiligen Regimenter. Schlimm war es, auf die Daten zu gucken: Viele von denen, die hier begraben sind, sind in der letzten Kriegswoche gefallen. Ich habe diverse Steine mit dem Sterbedatum 11.11.1918 gesehen. Da atmet man erstmal tief durch.
Kann man sich eine solche Inschrift für einen deutschen Soldaten vorstellen? Mit dem Wissen, wie die deutsche Geschichte weiterging, muss man diese Frage wohl verneinen. Aber trotzdem musste ich doch schlucken, als ich den Spruch hier gelesen habe.
Bei der Schlacht um Cambrai sind aber nicht nur diese 502 Soldaten umgekommen. Nicht weit entfernt in Louverval befindet sich noch eine Kriegsgräberstätte, und da liegen noch einmal 7.048 Briten begraben.
Bemerkenswert finde ich, dass diese Kriegsgräberstätte von Anfang an als "gemeinsamer Friedhof für Freund und Feind" gedacht war und man sich auch daran gehalten hat, obwohl die Deutschen Cambrai ziemlich verwüstet hinterlassen haben - von den rund 2.500 Gebäuden, die Cambrai bei Kriegsbeginn hatte, waren ungefähr 1.500 am Ende komplett zerstört. Trotzdem, mein erster und mein letzter Gedanke hier war derselbe:
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