Samstag, 11. September 2021

Meine 9/11-Geschichte

 

Am 15. Dezember 1995 habe ich dieses Foto hier gemacht, und zwar von der Besucher-plattform des World Trade Center in New York City. Oben auf dem Südturm. 

Es war ein richtig nebliger Tag. Ich war gerade mal etwas länger als drei Monate mit meinem Mann zusammen, und es war das erste von vielen Malen, dass wir zusammen in die USA geflogen sind. New York City war das erste, was ich von den USA gesehen habe. 

Zwei Tage vorher hatten wir schon oben auf dem Empire State Building gestanden, und da muss ich mir auch eine heftige Erkältung eingefangen haben. Eigentlich hätte ich mich im Bett warm wegpacken sollen, aber hey, wann ist man schon mal in New York und kann nach oben auf das World Trade Center? 

Ich glaube, auf dem Foto hier sieht man mir das auch an, wenn man etwas genauer hinguckt. Ich erinnere mich jedenfalls noch an diese eine Haarsträhne, die einfach nicht an ihrem Platz bleiben wollte. Seltsam, oder? 

Trotzdem - der Ausblick von da oben war unglaublich, selbst mit Nebel über dem East River. Erstaunlich, wie klein selbst die Brooklyn Bridge aussah. 


Ende März 2001 sind wir noch einmal auf dem Weg von Maine nach Florida an Manhattan vorbeigekommen. Wir haben die beiden Türme in der Distanz stehen sehen und gesagt, "Nächstes Jahr fahren wir da nochmal rauf!"

Kein halbes Jahr später: 9/11. Wir alle wissen noch genau, wo wir an dem Tag waren. Bei mir war es das Versmolder Rathaus; ich war gerade dabei, als Referendarin meine Station im Verwaltungsrecht hinter mich zu bringen. Mein Mann, der gerade von der Arbeit gekommen war, rief mich im Büro an: "Die beiden Türme sind eingestürzt!" Ich habe versucht, im Netz etwas zu finden, aber alles war überlastet. Der nächste Gedanke: "Im Sitzungssaal steht ein Fernseher!" Den habe ich dann auch angestellt und konnte kaum glauben, was ich sah und hörte. Zu dem Zeitpunkt gab es erste Meldungen, dass auch am Pentagon und in Pennsylvania etwas passiert sein sollte, und, was ich besonders schlimm fand: Es wusste keiner, wieviele gekaperte Maschinen noch in der Luft waren. Nach und nach kamen immer mehr Leute in den Sitzungssaal und guckten mit, genauso geschockt wie ich selbst. 

Ich war froh, als ich später wieder zu Hause in Werther war. Meinen Mann und meine Mutter in den Arm nehmen. Mein Vater kam etwas später, er hatte einen Termin außerhalb gehabt und merkwürdigerweise noch gar nichts von der ganzen Tragödie mitbekommen: Im Zug kein Handyempfang, und das Radio im Auto hatte er wohl nicht angehabt. Das werde ich auch nie vergessen: Er hatte sich gewundert, dass alle Autos so langsam fuhren. Kein Wunder, es hörten wohl alle wie gebannt Radio. 

Seitdem bin ich nicht mehr in New York gewesen, nicht einmal zu einer Zwischenlandung. Es hat sich einfach nicht ergeben. Es würde aber auch nicht mehr dasselbe sein. 

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