Freitag, 14. April 2023

Kopfwasser?

Ich hatte ja schon in der letzten Woche erwähnt, dass ich im Moment mal wieder an den Wertheraner Sterbeeinträgen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sitze und mich insbesondere mit Pastor Tzschabrans Schrift quäle. Ich bin auch immer noch nicht fertig damit. 

Eine Todesursache ist mir dabei aufgefallen, weil sie mir ständig über den Weg läuft und ich ziemlich wenig damit anfangen kann. 

Kopfwasser. 

Am häufigsten waren kleine Kinder betroffen, und zwar Pi mal Daumen eins auf jeder Doppelseite im Kirchenbuch. Oft genug finde ich aber auch zwei oder drei "Kopfwasser-Einträge" hintereinander. Das erscheint mir doch ziemlich viel. 

Aber was bitte schön soll "Kopfwasser" sein? 

Dass es sich um eine Flüssigkeitsansammlung im Kopf handelte, die so auffällig gewesen sein muss, dass sie auch ohne die heutzutage relativ problemlos verfügbaren bildgebenden Verfahren diagnostiziert werden konnte, liegt auf der Hand. Dass der Schädel eines Kleinkindes noch weicher und formbarer ist als der eines Erwachsenen, auch. Was mich so umtreibt, ist vor allem die Frage der Häufigkeit, also der Prävalenz. Die führt dann natürlich wiederum zu der Frage nach den Ursachen.,,

Ich habe versucht, es zu googeln. Erst als Einzelbegriff, aber Google hält mich für blöd und zeigt mir dann nur Suchergebnisse für Haarwasser an, ausgerechnet.

Also die Variante in Verbindung mit "historische Krankheitsbezeichnung". Dann bekomme ich aber nur Ergebnisse zu "Wasserkopf", also den berühmten Hydrocephalus. Dafür taucht das Kopfwasser in den Kirchenbüchern aber eigentlich ein bisschen zu oft auf. Wenn Kopfwasser und Wasserkopf identisch sind, dann sind, mit Verlaub, damals ziemlich viele "wasserköpfige" Kinder in Werther unterwegs gewesen. (Irgendwie habe ich gerade Probleme, das politisch korrekt zu formulieren.)

Deshalb nun meine wirklich schlecht formulierte Frage an die Schwarmintelligenz: Hat man einen Wasserkopf, wenn man Kopfwasser hat? 

Dieses "Kopfwasser-Phänomen" war übrigens nicht auf Werther beschränkt. In meiner Familie hat es auch ein paar Kinder mit Kopfwasser gegeben, die alle keine sechs Jahre alt geworden sind. 

Eines dieser Kinder war eine Schwester meiner Ur-Ur-Großmutter Anna Marie Schwentker geb. Schumacher. Ihre ältere Schwester Johanne Marie Schuhmacher ist 1836 im Alter von zweieinhalb Jahren an Kopfwasser gestorben, und zwar in Wallenbrück Nr. 13 und noch bevor Anna Marie überhaupt auf der Welt war, denn sie wurde erst 1845 geboren. Die Eltern der beiden Schwestern waren meine 3fach-Urgroßeltern Caspar Heinrich Schuhmacher und Anne Marie Törner.   

1 Kommentar:

  1. Ich gehe davon aus, dass eine Gehirnhautentzündung/Meningitis gemeint ist, auch bekannt als Kopfwassersucht oder Gehirnwassersucht.

    Die Ursache dafür sind im Kindesalter oft bakterielle Infektionskrankheiten durch Bakterien wie Streptokokken, zum Beispiel Scharlach oder Meningokokken. Sie kann auch durch Zahnkrämpfe (Schürgen) verursacht werden.

    Eine Gehirnhautentzündung kann auch als Folge von Tuberkulose auftreten, wobei jedoch eher Schwindsucht oder Auszehrung als Grund angeführt werden würde.

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