Es ist der Eintrag über die Beerdigung meiner siebenfachen Urgroßmutter Catrine Elisabeth Dammann geb. Wegener; sie war im Mai 1685 als Tochter des Colon Hermann Wegener und seiner ersten Ehefrau Ilsabein Nedderschelp in Isingdorf 16 geboren worden. Am 23. November wurde sie, nachdem sie im Alter von 71 Jahren gestorben war (hier hat sich der schreibende Pastor um ein Jahr verrechnet), auf dem Wertheraner Kirchhof beerdigt.
Der letzte Satz am Eintrag ist aber der interessantere. Catrine Elisabeth wurde nämlich nicht alleine beerdigt:
"In ihrem Sarge ist auch Herman Henr. Habighorst todtgeb. Töchterl. mit beygesetzt."
Ganz ehrlich, in dem Moment, als ich diesen Satz zum ersten Mal gelesen habe, haben sich mir sämtliche Nackenhaare aufgestellt.
Gut, im Kirchspiel Werther des 18. Jahrhunderts war so ziemlich jeder mit jedem irgendwie verwandt. Das hat mich ja auch auf die Idee gebracht, mit "Werthers Gedächtnis" anzufangen. Nach meinem (momentanen) Kenntnisstand sind sie Dammanns/Wegeners und die Habighorsts aber nicht so eng miteinander verwandt gewesen, dass man das Mit-in-den-Sarg-Legen mit der verwandtschaftlichen Nähe hätte erklären können.
Letztlich dürfte es einfach die praktischste (und auch die kostengünstigste) Variante gewesen sein, wenn sie uns heute auch unvorstellbar erscheinen mag. Wahrscheinlich hatte es auch damit zu tun, dass der Tod im Leben unserer Vorfahren viel präsenter war als in unserem Leben heute und der Umgang mit dem Tod etwas Selbstverständliches hatte.
Für den Familienforscher bedeutet diese Praxis in "technischer" Hinsicht natürlich auch, dass man im Grunde sämtliche Sterbeeinträge genau durchsehen muss, wenn man nach der Beerdigung eines totgeborenen Kindes sucht. Das kleine Mädchen hatte nicht nur keinen eigenen Sarg, sondern auch keinen gesondertern Eintrag im Kirchenbuch. Ich habe noch nicht gegengecheckt, ob sie bei den Geburten verzeichnet ist. Wenn dieses nicht der Fall sein sollte, dann wäre der Beerdigungseintrag von Catrine Elisabeth (Wegener) Dammann der einzige bleibende Beweis darüber, dass dieses Kind jemals existiert hat.
Und vielleicht war es für die Hinterbliebenen ja auch ein kleiner Trost, dass ihre Angehörigen nicht allein in der kalten Novembererde liegen mussten. Wer weiß?
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