Samstag, 10. September 2016

Kleiner Bericht vom Tag der Archive am 4. September 2016 im Kreishaus Gütersloh

Man könnte meinen, der Tag der Archive hätte nicht im September, sondern im April stattgefunden. Hier in Halle bin ich bei strahlendem Sonnenschein mittags um kurz nach halb zwei losgefahren, und als ich mein Auto dann auf dem Mitarbeiterparkplatz des Kreishauses parkte, goß es so dermaßen in Strömen, dass man sich schon ganz automatisch Gedanken über die nächste Sintflut und die Sicherung der Archive bei derselben machen konnte...



Weshalb ich auf dem Mitarbeiterparkplatz geparkt habe? Ganz einfach: Der "normale" Parkplatz war voll. Was zum Teil auch wieder daran lag, dass sich meine Vermutung zu bewahrheiten schien, dass manche Ahnenforscher einfach nicht einparken können... zugegeben, die Parkplätze am Kreishaus sind jetzt nicht wirklich riesig, aber das heißt noch lange nicht, dass man sich einfach so mitten auf gleich zwei davon stellen muss.

Weil der gut organisierte Forscher aber immer auch einen funktionierenden Schirm im Auto hat, hielt sich mein Ärger aber in Grenzen und wich der Erleichterung, als ich dann (trotzdem ein wenig triefend) im Trocknen angekommen war. Und schon war ich mittendrin! Und es war voll. Das Thema scheint also doch zu interessieren.

In der ersten Viertelstunde bin ich gefühlte zehn Meter weit gekommen: Der Grund war, dass sich im Foyer doch ziemlich viele Leute tummelten, die ich aus den verschiedensten Gründen kannte - und mal im Ernst: Nur weil man nach Verstorbenen forscht, macht es doch Spass, auf die Lebenden zu treffen, die in der Beziehung gleich ticken...! Und bei mir gab es ja in letzter Zeit einiges zu erzählen.

Ich habe es dann tatsächlich auch noch geschafft, meine Runde zu drehen und mich an den diversen Infoständen mit Infomaterial, Büchern und Postkarten einzudecken. Ich musste jedenfalls feststellen, dass die gar nicht mal kleine Tasche, die ich mitgenommen hatte, trotzdem zu klein war. Eigentlich wollte ich mir ja auch noch den Vortrag "Meine liebste Hanna" über Böckstiegels Briefe an seine Frau anhören, aber ich fürchte, dass ich mich da gerade ganz klassisch festgequatscht hatte und ihn deshalb verpasst habe. Aber egal. Stattdessen habe ich mir mit meinen Forscherkollegen einen kleinen Informationsaustausch in der Kantine des Kreishauses gegönnt - und war positiv überrascht, dass es im 21. Jahrhundert tatsächlich noch Orte gibt, an denen man eine Cola für 60 Cent bekommt!

Weil ich tatsächlich an diesem Sonntag noch an den Schreibtisch musste, um ein paar Sachen für meinen Job zu erledigen, die man dummerweise nur erledigen kann, wenn man eine gewisse Ruhe hat, bin ich nach rund zwei Stunden wieder gefahren - um etwas Geld ärmer, aber um einige Informationen und Forschungsansätze reicher... 


Freitag, 2. September 2016

Die Geschichte meines Traurings

Vor ungefähr 14 Monaten habe ich hier einen Blogpost über die Hochzeit meiner Großeltern Wilhelm und Martha Sickendiek geschrieben. Anlass dazu war ihr 75. Hochzeitstag. Jetzt habe ich mir genau diesen Blogpost noch einmal durchgelesen, und ich habe doch ein bisschen Gänsehaut bekommen... alles, was ich damals geschrieben habe, würde ich auch heute noch so formulieren.

Mein Mann und ich haben vor drei Wochen ja ziemlich spontan nach über 20 Beziehungsjahren geheiratet. Hier in Halle im Standesamt und ohne viel Schnickschnack. Selbst unsere Familien und Freunde hatten schon nicht mehr damit gerechnet, dass wir irgendwann überhaupt nochmal den Bund der Ehe eingehen würden, und dann auch noch im wahrsten Sinne des Wortes von heute auf morgen: Am Donnerstag haben wir ganz offiziell die Eheschließung angemeldet, und am Freitag um 11.20 Uhr waren wir - verheiratet.

Wir sind von uns selbst auch immer noch überrascht.

Diese Hochzeit war nicht wirklich traditionell, bis auf die Tatsache, dass wir unsere beiden Väter als Trauzeugen dabei haben wollten. Wir haben auch keine gleich aussehenden Eheringe - auf die Idee wären wir auch nicht ernsthaft gekommen. Mein Ehemann (an diese Bezeichnung muss ich mich auch nach drei Wochen immer noch gewöhnen) hat sowieso nicht vor, seinen Ring die ganze Zeit zu tragen, und Gold wäre sowieso nicht sein Ding gewesen, also hat er einen Ring aus Titan.

Mein Trauring dagegegen hat schon 46 Ehejahre auf dem Buckel - es ist der meiner Oma. 

Ich hätte es auch gar nicht anders haben wollen. Und irgendwie erschien es mir passend, mich mit einem Ring trauen zu lassen, der schon einmal Teil einer schnell organisierten Hochzeit war, auch wenn die Umstände vor 76 Jahren nicht wirklich mit unseren Zeiten vergleichbar sind. Auch eine Art, die Familientradition wieder aufzugreifen.

Das Problem war nur, dass Omas Finger ein kleines bisschen (*räusper*) dünner waren als meine. An besagtem Donnerstag trug ich den Ring also zum Goldschmied. Dort fand dann der folgende Wortwechsel statt:

Ich: "Bis wann können Sie den Ring denn fertig haben?"
Goldschmied: "Morgen um 10 können Sie ihn abholen."
Ich: "Hervorragend! Morgen um 11 heirate ich nämlich..."
Goldschmied: "Hmmmmm.... dann kommen Sie heute Nachmittag um halb drei wieder!" 

Und es hat geklappt. Jetzt sitzt er seit drei Wochen an meinem linken Ringfinger.

Ach ja - ich habe meinen Namen behalten. Aber das ist auch nochmal so eine Geschichte...