Sonntag, 24. August 2014

Wie lebt es sich eigentlich mit einem Familienforschungsmuffel?

Da kann ich nur die Erfahrungen ins Feld führen, die ich während der letzten 17 Jahre mit meiner besseren Hälfte gemacht habe, und die sind ziemlich gut. Er ist auf seine Weise ziemlich tolerant...
Wenn ich mich an Samstag Nachmittagen zu genealogischen Treffen verabschiede, wünscht er mir viel Spass und zählt mir eben nicht auf, was ich denn auf dem Rückweg noch aus dem Supermarkt mitbringen könnte.
Er grinst auch nur, wenn er hört, dass ich mal wieder in Bielefeld oder Detmold im Archiv war: "Mal wieder tote Verwandte gesucht?"
Er protestierte noch nicht einmal, als ich ankündigte, mich für dreieinhalb Tage gen Osten absetzen zu wollen, nur um mir einmal anzugucken, wo mein Uropa geboren wurde und zudem noch ein bisschen in Magdeburger und Brandenburger Archiven zu stöbern. (Damit wird er übrigens über kurz oder lang wieder leben müssen.)
Liest er mein Blog? Nein. Ich würde ihn aber auch nicht dazu zwingen. Wenn er einmal auf die kommen sollte, über die Schrauberei an und das Höherlegen von Geländewagen zu bloggen, dann wäre mein Interesse auch eher begrenzt, mal abgesehen davon, dass ich vermutlich Schwierigkeiten hätte, überhaupt zu verstehen, worum es überhaupt geht.
Er gönnt mir letztlich schlichtweg mein Vergnügen, wenn es auch nicht seins ist. Er hat durchaus seine eigenen mehr oder weniger exzentrischen Hobbies. Und mir passt das ehrlich gesagt auch ganz gut, weil ich dann kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich stundenlang über irgendwelchen Kirchenbuchkopien oder Hypothekenakten hocke.
Aber das ist gleichzeitig auch das, was mich irritiert: Wie kann man über seine eigene Familiengeschichte nichts wissen wollen?
Er ist augenscheinlich kein Stück neugierig. Dabei gäbe es doch wahrscheinlich sooo viel zu entdecken. Es interessiert ihn einfach kein bisschen... warum auch immer.
Wahrscheinlich ist es für den Forschungsmuffel einfacher, mit dem Forscher zusammen zu leben als für den Forscher mit dem Forschungsmuffel.
Wie ist das bei Ihnen?

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