Mittwoch, 11. April 2018

Lektion gelernt: Zwillinge (Teil 3)

Als ich damals anfing, die Linie von meinem nach Ostwestfalen "importierten" Urgroßvater Willy Hauffe zu erforschen, war das, was mir meine Mutter über diesen Teil der Familie sagen konnte, eher rudimentär. Kein Wunder, denn im Grunde kamen alle Informationen, die sie hatte, über ihre Mutter, so dass das bisschen, mit dem ich anfangen musste, aus mindestens zweiter Hand kam.


Darunter war auch die Information, dass Willy einen Zwillingsbruder gehabt haben sollte, und zwar Waldemar. Abgesehen davon, dass ich dabei auch damals schon entweder an weißbiertrinkende Sportmoderatoren dachte oder zumindest an kurzbeinige Jagdhunde, die ständig Rücken haben, fand ich den Namen allein schon eher stammbaum-untypisch, obwohl ich zugeben musste, dass ein Zwillingspärchen namens "Willy und Waldi" doch eigentlich nicht ganz unwahrscheinlich klang. Alliteration sei Dank. 

Weil ich die Reste seines alten Personalausweises in die Finger bekommen hatte, wusste ich, dass Willy am 27.05.1896 in Burg bei Magdeburg geboren war. Nach der Familienlogik hätte ich Waldemars Geburts- bzw. Taufeintrag dann ja auch in der unmittelbaren Nähe finden müssen...

... aber: Nein. Willy war definitiv ohne Zwillingsbruder zur Welt gekommen.

Aber wie konnte die Waldemar-Legende denn nun zustande kommen?

Ich saß also eines schönen Tages im Magdeburger Archiv und guckte die Taufen aus Burg durch, von hinten nach vorne, denn ich hatte auch noch gehört, dass Willy und Waldemar zwei ältere Schwestern namens Agnes und Else gehabt haben sollen. Das erwies sich übrigens als wahr, und es gab auch noch einige Geschwister mehr. Aber Waldemar fand ich in Burg trotzdem nicht. Auch nicht nach 1896.

Um es kurz zu machen: Ich habe Waldemar dann doch noch gefunden, und zwar zwei Tage später im Archiv in Brandenburg. Er war schon am 28.12.1880 geboren, und zwar in Klein Kreutz.

Zwischen Willy und Waldemar lagen also Pi mal Daumen fünfzehneinhalb Jahre!!!

Uff. Damit war die Zwillingstheorie gestorben, und ich kann mir auch nicht erklären, wie sie überhaupt zustande gekommen sein könnte. Vielleicht sahen sich die beiden ja wenigstens ähnlich?! 

Lektion gelernt: Wenn Dir jemand aus der Familie erzählt, dass sein Großvater ein Zwilling gewesen sein soll, dann glaube das erst, wenn Du die Geburtseinträge auch tätsächlich selbst gesehen hast. Ansonsten könntest Du glatt eineinhalb Jahrzehnte daneben liegen.

Von Waldemar weiß ich übrigens, dass er mindestens bis 1932 gelebt hat. Da steht er im Adressbuch von Burg; er war Arbeiter und wohnte im Breiten Weg 49, und zwar in der ersten Etage. Was danach mit ihm passiert ist, ob er geheiratet hat oder ob er Kinder hatte, das weiß ich bis heute nicht. Wenn also jemand einen Waldemar Hauffe im Stammbaum hat, auf den diese Informationen zutreffen... bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen!

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