Montag, 11. November 2024

Mohnblumen und Narrenkappen

Es fällt mir in jedem Jahr wieder auf: 

Ganz Europa erinnert sich an diesem Tag an den Waffenstillstand von Compiègne, denn damit war der Erste Weltkrieg beendet. 

Überall sieht man Poppies, also Mohnblumen. Jedenfalls dann, wenn man mal über den deutschen Tellerrand hinausschaut. 

Foto: mati-foto auf pixabay.com

Und was sieht man bei uns? 

Leute, die sich freuen, dass die "fünfte Jahreszeit" wieder anfängt. Tätä-täta-tätä. 

So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Der Erste Weltkrieg fällt in der Erinnerung im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg ziemlich hinten runter, und das, obwohl er gerade mal etwas mehr als 100 Jahre her ist - und obwohl er im Grunde den Weg für die N*zis leichter gemacht hat, weil alle wegen seiner Folgen "mit der Gesamtsituation unzufrieden" waren. Und was unzufriedene Wähler anrichten können, hat man am Beispiel der Geschichte gesehen. Da muss man gar nicht auf die aktuellen Nachrichten zurückgreifen.  

Ich will ja keinem den Karneval vermiesen. Ich meine nur, dass beides seinen Platz im öffentlichen Gedächtnis haben sollte. 

Wer mal auf einem Soldatenfriedhof war, der kann diese Gedanken vielleicht nachvollziehen. Ich denke heute noch an unseren Besuch in Cambrai. Oder den in Ypern

 

        In Flanders fields, the poppies blow              

        between the crosses, row on row...


 

 

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Die Allerheiligen-Aktion von Ancestry

Für alle die von uns, die nicht durchgehend bei Ancestry forschen (wollen): Ancestry macht es auch in diesem Jahr wieder möglich, zu Allerheiligen diverse Unterlagen umsonst und gratis zu durchsuchen, und zwar 

vom 30.10. bis zum 04.11.24

Man muss sich nur mit Namen und E-Mail-Adresse einen Zugang anlegen, und dann kann es losgehen. Wenn man nach dem 04.11.24 dann nichts mehr suchen will, verliert man die Zugangsberechtigung automatisch; es ist keine Kündigung erforderlich. 

Auch eine Möglichkeit, das lange Wochenende zu nutzen...

Montag, 28. Oktober 2024

Dumpster-Diving

Vor ein paar Jahren habe ich hier mal über mein liebstes und am meisten gebrauchtes Erbstück geschrieben: Den Papierkorb meines Großvaters. Der steht auch heute noch in meinem Büro und leistet mir gute Dienste. 

Eine Etage weiter oben im Haus steht noch ein anderes Exemplar, nichts besonderes, einer von Ikea, wie er wahrscheinlich in Millionen deutscher Haushalte rumsteht. In diesem Papierkorb enden dann die Blätter mit meinen handschriftlichen Notizen für Werthers Gedächtnis, sobald ich sie in eine digitale Form gebracht habe. 

Zumindest sollte das so sein. 

Am Wochenende hat mir der Familienforschungsmuffel beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. 

Mir war ein Stapel mit noch unbearbeitenden Blättern runtergefallen. So ungefähr 40 oder 50 Blatt. Auf den Boden, und natürlich genau an die einzige Stelle in unserem relativ kleinen Wohnzimmer, an die man nicht ganz so einfach dran kommt. Okay, präziser: an die ich mit meinen kurzen Armen nicht drankomme, ohne ein paar Möbel zu verschieben, wenn der Familienforschungsmuffel auf dem anderen Sofa sitzt. Und genau da saß er gerade. In einem Anfall von Faulheit habe ich diesen Stapel Blätter stumpf liegengelassen. Ach, kümmere ich mich später drum...

Am nächsten Tag gucke ich und stelle fest: Da, wo der Blätterstapel lag, sehe ich nur noch - Fußboden! Der Papierkorb? Leer! 

Kurzer Moment der Panik. 

Frage an den Familienforschungsmuffel: "Sag' mal, hast Du vielleicht...?" 

Hatte er. 

Er hatte in einem ungewohnten Anfall von Ordnungsliebe ausgerechnet meinen Stapel mit den runtergefallenen Papieren zusammen mit dem Inhalt des Papierkorbs in unsere Papiertonne verbracht. Und das, obwohl der Papierkorb noch nicht mal annähernd voll war. Ich glaube, er hatte Langeweile. 

Ein paar Minuten später fand ich mich also mit meinen kurzen Armen in der großen Papiertonne wühlen. Dumpster-Diving, wie man im Englischen so schön sagt. Ungefähr auf der Hälfte der Tonne habe ich meinen gesuchten Stapel dann gefunden. Sogar noch in der richtigen Reihenfolge.

Wenn diese Notizen bei der nächsten Abfahrt noch in der Tonne gewesen wären, dann hätte ich ein echtes Problem gehabt. Ich hätte nämlich gewusst, dass ich da  eine riesige Lücke habe, aber ich hätte nicht genau genau gewusst, was genau in der Lücke fehlte, es sei denn, ich wäre diverse Jahrgänge von Kirchenbüchern, Sterbe- und Geburtsregistern nochmal durchgegangen. Und das hätte mich nicht nur Zeit gekostet, sondern auch einiges an Nerven. 

Glück gehabt.  

Dienstag, 22. Oktober 2024

Die B-Probe

Und wieder bekomme ich Mails von MyHeritage. 

Dieses Mal geht es nicht um wilde Verwandtschaftstheorien (die kommen übrigens immer jeden Dienstag Nachmittag; die von heute war auch wieder ziemlich absurd), sondern um die DNA-Probe, die ich im letzten Jahr eingeschickt hatte.  

Wir erinnern uns: 

Man gibt pro Person zwei Proben ab. Eine wird untersucht, die andere dient quasi zur Sicherheit. Wie bei einer Doping-Probe. 

Nun teilt mir MyHeritage mit, dass meine "B-Probe" zum 31. Dezember vernichtet wird, es sei denn... es sei denn, ich erkläre mich bereit, 149,- Euro zu berappen. Dann wird man meine Probe noch zehn Jahre lang aufbewahren. Und weil ich ja die Herrin über zwei B-Proben bin (der Familienforschungsmuffel hatte genauso das Wattestäbchen geschwungen wie ich), würde man mir auf die zweite Probe großzügigerweise noch 20 % Rabatt geben. 

Das wären dann 268,20 EUR dafür, dass jemand zwei abgeknickte Wattestäbchen mit Spucke aufbewahrt. 

Begründung: Die B-Probe könne man ja verwenden, wenn ich nochmal getestet werden wolle, wenn neue "DNA-Produkte oder -Dienstleistungen in [meinem] Land verfügbar" seien. Das dann gegen eine weitere Gebühr, natürlich.

Ja nee, is' klar. Wenn ich nochmal einen Test bei MyHeritage machen will, dann nehme ich lieber ein neues Wattestäbchen. Ist billiger.

 

Freitag, 18. Oktober 2024

"Sie haben eine neue Theory of Family Relativity"

Seit ein paar Wochen bekomme ich von MyHeritage ständig Mails mit dem Titel, "Angela, Sie haben eine neue Theory of Family Relativity"

Ah, neue Verwandtschaftstheorien. An sich immer wieder gerne. 

Die Sache hat nur einen Haken: 

So, wie ich das sehe, nimmt sich MyHeritage (oder präziser formuliert: die KI/AI dahinter, je nachdem, in welcher Sprache man gerade unterwegs ist) diverse Stammbäume vor, die irgendwelche Leute irgendwann man irgendwo eingestellt haben, sei es bei familysearch, sei es bei Geni, sei es bei MyHeritage selbst, setzt sie zusammen und fragt mich dann, ob das so stimmt. 

Und in den allermeisten Fällen stimmte es bisher so nicht.  

Im Moment konzentriert sich MyHeritage dabei auf meine Sickendieks. Und Sickendieks (Sieckendieks, Sickendiecks, etc. pp.) gab und gibt es in Halle, Hörste, Bockhorst und Versmold zwar nicht wie Sand am Meer, aber doch ziemlich zahlreich. Dazu kommt, dass gerade die Sickendieks zu den Familien gehörten, die im 19. Jahrhundert nicht unbedingt durch eine erhöhte Kreativität bei der Vornamenswahl hervorgestochen sind. Diese beiden Umstände führen dann dazu, dass Friedrich Wilhelms und Heinrich Augusts dieselbe Person sein sollen, obwohl sie mehrere Jahre auseinander in verschiedenen Ortschaften geboren sein sollen. 

Frei nach dem Motto: "WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT." 

Wenn man mich fragt, dann ist das das Schlimmste, was man bei der Familienforschung anrichten kann.

Ich mache mir die Mühe und klicke dann auf "Theorie ablehnen", schon alleine, damit MyHeritage diesen Schwachsinn nicht weiter verbreitet.  

Theorien sind schön und gut - aber sie sind halt nicht mehr als das: Theorien. Arbeitshypothesen. Damit man sie überhaupt ernst nehmen kann, müssen schon Anhaltspunkte einer gewissen Schwere erkennbar sein. Und hier erschließt sich eigentlich immer schon auf den ersten Blick, dass das etwas ganz und gar nicht stimmen kann. 

Und dennoch: 

Es gibt einen Aspekt, unter dem diese Theorien ganz nützlich sein können. My Heritage nimmt immer zwei Personen als Ausgangspunkte, einen in der Darstellung links (das bin dann in meinem Fall ich), und eine in der Darstellung rechts. Das ist dann eine Person, deren Stammbaum mit meinem potentiell verknüpft werden soll. Die Angaben, die ich im Stammbaum dieser Person finde, halte ich - bis zu einem gewissen Grad - für einigermaßen glaubwürdig, denn man sollte schon annehmen können, dass jemand, der seinen Stammbaum im Netz veröffentlicht, weiß, wer seine Großeltern waren. Das ist dann ein Punkt, an den man anknüpfen kann, um zu gucken, ob da nicht doch ein Verwandtschaftsverhältnis besteht - nur eben ein anderes, als MyHeritage angenommen hat... Das sind dann auch Daten, die ich mir rausschreibe, für eine eventuelle spätere Verwendung.

Da kann dann mitunter mal das Passende passend gemacht werden.