Samstag, 3. Mai 2025

Frühlingsgefühle und deren Auswirkungen

Jetzt, wo es wärmer wird, die Sonne öfter mal hinter den Wolken auftaucht und die Tage wieder länger werden, packt es mich. Es muss frische Luft ins Haus, und der Staub, den Herbst und Winter hinterlassen haben, muss raus. Sei es der gefühlte, sei es der tatsächlich vorhandene. 

Vor ein paar Tagen stand ich vor meinem doch etwas größeren Bücherregal in einer eher dunklen Ecke des Wohnzimmers. Ungefähr 1,50 Meter breit, knapp 1,80 Meter hoch. Wir haben im Wohnzimmer halt ziemlich niedrige Decken. Ich war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch, von dem ich wusste, dass es irgendwo in diesem Regal stehen musste. Ich hatte es ja erst vor knapp einem Jahr gekauft und erstmal "zwischengeparkt". Und ja, ich lese tatsächlich noch Bücher in Papierform. Nicht immer, aber immerhin.

Wie sich dann herausstellte, hatte ich dieses Buch so dermaßen gut zwischengeparkt, dass ich vor dem völlig vollgestopften Regal stand wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berge und dieses verflixte Buch nirgendwo zu sehen war. Nur die Überzeugung, dass mein Gedächtnis mich bei Büchern im Normalfall nicht trügt, hielt mich aufrecht. 

Abbildung ähnlich :-). Quelle: prettysleepy bei pixabay.com.
  

Das war dann der Punkt, an dem es mir reichte. Aber so richtig. 

Ein "Schnauze-voll"-Moment.

Ich bin ziemlich rabiat an die ganze Sache rangegangen. Eine große Hilfe war dabei die Erkenntnis, dass viele der Veröffentlichungen des Historischen Vereins der Grafschaft Ravensberg, die sich überall auf den verschiedensten Regalbrettern tummelten, inzwischen online verfügbar sind, und zwar auf der Seite des Stadtarchivs Bielefeld. Alles bis einschließlich 2020(!) kann ich mir also bequem auf den Bildschirm ziehen, ohne dass das ich eine Papierversion entstauben müsste. Das gilt sowohl für die Jahresberichte als auch für die Ravensberger Blätter. Die nehmen als DIN/A 5-Heftchen zwar nicht allzu viel Platz weg, aber mein Problem war, dass sie halt überall in dieser Regalwand verteilt waren zwischen historischen Abhandlungen und Romanen, dem einen oder anderen Krimi - hauptsächlich französisch, englisch oder skandinavisch - und vor allem zwischen zig anderen DIN/A 5-Heftchen, denn ich habe die Angewohnheit, mich gerne in Museen etc. mit Material einzudecken, damit auch ja nicht vergesse, was ich alles schon gesehen habe. Dann kommen noch ein paar Reiseführer dazu, ein paar Fachbücher über Reptilien und Amphibien (mit einem Schwerpunkt auf Schildkröten), und ein paar Bildbände zu Im- und Expressionismus, Bauhaus, ... im Grunde viel zu viel Zeugs für so eine kleine Ecke. 

Viel zu tun also. 

Die Entfernung der Jahresberichte hat mir wirklich Luft verschafft und viel ausgemacht. Ein paar uralte Krimis in Taschenbuchversion, von denen ich schon vor zehn Jahren eher halbherzig davon ausgegangen bin, dass ich sie bestimmt nochmal irgendwann lesen würde und die ich seitdem nicht mehr angerührt habe, flogen hinterher. Gut, dass mein Papierkorb oben stabil ist. Es hätte wohl nichts gebracht, die Sachen zu verschenken, denn die, die sich für die Sachen des Historischen Vereins interessieren könnten, haben sie wahrscheinlich selbst im Regal. Oder sie waren mit dem Ausmisten schneller als ich und gucken sich alles online an. Der Rest war einfach uppe; den hätte ich noch nichtmal mehr in die Büchertelefonzelle auf dem Venghaussplatz gestellt. 

Bin ich nun mit dem Regal durch? 

Nein. 

Erstens ist das Frühjahr noch nicht vorbei. Zweitens greift dieses "Weg damit, und zwar jetzt"-Gefühl auch auf andere Lebensbereiche über. Meine Forschungs-Zettelsammlung zum Beispiel. Und sogar auf Dinge, die noch nichtmal aus Papier sind. Erstaunlich. Und das alles nur, weil es draußen länger hell ist und ich ein bestimmtes Buch nicht finden konnte.

Ich habe es übrigens gefunden. An Tag drei. In der linken Hälfte des rechten Regaldrittels auf dem dritten Boden von unten. Hätte eigentlich direkt drauf kommen können. Es war übrigens "Freiheit, Rausch und schwarze Katzen - Eine Geschichte der Bohème" von Andreas Schwab. Das Suchen hat sich gelohnt. Und die Sonderveröffentlichungen des Historischen Vereins dürfen auch bleiben. Die sind nämlich noch nicht online.

Mein Problem ist nun, dass die Papiertonne voll ist und erst in knapp zwei Wochen abgeholt wird. Irgendwas ist halt immer

Samstag, 19. April 2025

Die K-Frage... (und sie hat nichts mit Politik zu tun)

Ostwestfalen war im 19. Jahrhundert ja nun nicht unbedingt eins der Zentren der medizinischen Forschung. So richtig viel hat sich seitdem nicht geändert; wenn ich mich gerade richtig erinnere, ist die Medizinische Fakultät der Uni Bielefeld gerade im Aufbau. Dennoch: Ich stelle fest, dass man offensichtlich auch schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mitten auf dem platten Lande (nicht topografisch, sondern metaphorisch gemeint) schon Krebs diagnostizieren konnte. 

Ich kann jetzt nicht genau sagen, wann mir Krebs als Todesursache zum ersten Mal begegnet ist, aber ich habe ihn zum Beispiel in einem Eintrag aus dem Mai 1838 gefunden, als der Neubauer Johann Wilhelm Spilker aus Rotenhagen 25 am 10.05.1838 an einem "Krebsschaden" starb. Also in einer Zeit, als man von Anästhesie, Röntgen, Bestrahlung, Chemo, CT, MRT oder anderen medizinischen Errungenschaften hier nur träumen konnte. 

Mein Gedanke ist nun folgender:  

Die meisten Krebse kann man ja nun von außen nicht erkennen, wenn man vielleicht mal von Hautkrebs absieht. War das bei Neubauer Spilker also nur ein Zufallstreffer? 

Welche Methoden der Diagnose hatten die Ärzte damals zur Verfügung? Ein "Wir schicken mal Ihre Blutprobe ein und gucken, was dabei rauskommt" gab es ja noch nicht. Sogar das AB0-System, nach dem wir heute noch die Blutgruppen definieren, wurde erst 1900 entdeckt. Wenn also nicht gerade eine Epidemie herumging, jemand sich die Lunge aus dem Hals hustete, im Kindbett starb oder er/sie einen Unfall gehabt hatte - wie konnte man dann Krankheiten wie Krebs diagnostizieren? 

Ich nehme an, die Diagnose-Genauigkeit war nicht allzu hoch...  

Montag, 7. April 2025

Eine Nachlese zum Westfälischen Genealogentag in Altenberge

... steht beim Arbeitskreis Genealogie Steinhagen am 

Samstag, 12. April 2025, um 14.30 Uhr in der Alten Feuerwehr in Steinhagen-Amshausen 

auf dem Programm.  

Wird schön werden, die Leute zu treffen, die ich in Altenberge nicht gesehen habe, weil ich allen Ernstes keine Lust hatte, mir einen Parkplatz in zwei Kilometern Entfernung zu suchen :-) 

Spass beiseite, nein, ich war tatsächlich nicht in Altenberge vor Ort, aber ich habe es ausgenutzt, dass die Vorträge online stattfanden. Und die haben mich doch tatsächlich ein ganz schönes Stück weitergebracht... ich berichte demnächst mal davon. Vielleicht schon Samstag ;-)

Sonntag, 6. April 2025

Die Wertheraner Kinder des Jahrgangs 1914

So wenig, wie ich mich hier im Blog in den letzten Wochen habe sehen lassen, könnte man doch glatt meinen, ich hätte die Familienforschung drangegeben. Aber weit gefehlt.. das Gegenteil ist der Fall. Es wird Zeit, dass ich mal wieder etwas darüber berichte, was ich so anstelle.

In den letzten Jahren habe ich mir angewöhnt, immer die Geburten des gerade freigegebenen Jahrgangs des standesamtlichen Geburtsregisters in Werthers Gedächtnis einzuarbeiten, am besten gleich zu Beginn des Jahres. Das klappt nicht immer so zügig, wie ich es mir wünschen würde, so zum Beispiel auch in diesem Jahr. Darf ich mir hier einmal die höfliche Kritik erlauben, dass ich es doof finde, dass das Wertheraner Stadtarchiv nur noch an drei Stunden in der Woche geöffnet ist, nämlich donnerstags von 09.00 bis 12.00 Uhr? Für Leute wie mich, die noch nicht im Rentenalter sind, ist das echt verflixt unpraktisch. Wenn dann auch noch der Archivar krankheits- oder urlaubsbedingt ausfällt - kann ja immer mal passieren -, dann rutschen manche Sachen halt zeitlich nach hinten. Und so war es dann auch mit "meinen" Geburten von 1914. 

Unsere zukünftigen Forscher müssen sich da übrigens keine Sorgen machen: 2024 wurde in Werther nicht ein einziges Kind geboren. Null. Zero. Das berichtete zumindest das Westfalen Blatt. Es wurden zwar Kinder geboren, die in Werther wohnen, aber die Geburt fand halt woanders statt. Irgendwie traurig.  

1914 war das noch anders. 

Da kamen immerhin noch 136 kleine Wertheraner und Wertheranerinnen im Amt Werther auf die Welt. Auch nur noch halb soviele wie in den geburtenstärksten Jahrgängen, aber immerhin. 

Die Jungs waren in der Überzahl: Das Verhältnis lag bei 70 zu 66. Es gab ein Zwillingspärchen, alle anderen waren Einzelgeburten. Totgeburten waren nicht verzeichnet, aber ich habe noch nicht gegengecheckt, ob es nicht doch welche gegeben hat. 

Spannend finde ich ja immer die Vornamen. Schade, dass man nie weiß, welcher bei den Doppel-, Dreifach- oder Vierfachnamen der Rufname war.

An erster Stelle bei den Jungs ist eigentlich alles wie immer. Wilhelm (30 Mal) vor Heinrich (21) vor Hermann (19).  Dann folgen Friedrich (13), Gustav und August (je 11), Paul (7), Peter (6), Fritz (5), Erich, Johannes, Karl, Ewald, Walter (je 3), Julius, Ernst, Gerhard, Rudolf, Artur und Adolf (je 2). Außerdem gab es noch je einen Werner, Emil, Bernhard, Hugo, Otto, Christian, Dietrich, Hans, Kaspar, und Siegfried. Interessant finde ich, dass die Johanns nun ganz verschwunden sind, stattdessen findet man halt Johannes oder Hans. Richtig modern für Wertheraner Verhältnisse war auch Fritz - ich denke mal, dass sich diverse Eltern gedacht haben, dass aus ihrem Friedrich sowieso ein Fritz gemacht werden würde, so dass sie den Lütten auch gleich so nennen konnten. Insgesamt gab es bei 70 Jungen immerhin 30 verschiedene Vornamen. 

Bei den Mädchen waren die Eltern auch 1914 wieder etwas kreativer. Allzu viel hat sich aber auch bei ihnen im Vergleich zu den Vorjahren nicht geändert. Marie (17) vor Johanne und Anna (beide 14) und Auguste und Frida (je 10). Auf den Plätzen folgen Martha (9), Luise (8), Erna (7), Elfriede und Herta (5), Wilhelmine, Maria, Elisabeth, Magdalene, Emma (4), Charlotte, Else und Lina (3), Paula, Margarethe, Minna, Alwine, Helene und Katharine (2). Je einmal kamen eine Franziska, Johanna, Erika, Friederike, Henriette, Sophie, Hilde, Elli, Juliane, Alma, Gertrud, Hildegard, Ida und Emmi zur Welt.  Wer wollte, dass seine Tochter wusste, dass sie gemeint war, wenn man sie rief, nannte sie also Gertrud oder Hildegard...

Okay, bei denen Namen gab es also nicht wirklich etwas Besonderes. 

Dafür war etwas anderes im Umbruch: Während im ersten halben Jahr in den allermeisten Fällen die stolzen Väter beim Amtmann erschienen, um die Geburt des Nachwuchses offziell zu machen, waren es danach immer öfter die Hebammen, die diese Aufgabe übernahmen. Kein Wunder, viele Väter waren ja "verhindert", wenn man es harmloser ausdrücken wollte, als es eigentlich war. Auch, wenn die Kriegsbegeisterung in den ersten Monaten ja angeblich so groß gewesen sein soll ("bald sind wir wieder zu Hause!"), so wären die meisten frisch gebackenen Väter wahrscheinlich lieber zu Hause bei Frau und Kind geblieben, wenn man sie im Vertrauen gefragt hätte. Ist jetzt mal meine Vermutung. Aber wenn der Kaiser rief und sich alle vor Nationalismus quasi überschlugen...

Und dieser Jahrgang war dann auch der erste, den es in dem Sinne doppelt übel getroffen hat: Während des Ersten Weltkriegs geboren und dann den Zweiten Weltkrieg umso intensiver miterlebt. Auch hier habe ich erschreckend viele Randvermerke gefunden, dass sie ihn nicht überlebt haben. Ich weiß immer nie, ob mich diese Randvermerke traurig oder einfach nur wütend machen. Vor allem in Zeiten, in denen wir zwangsweise wieder über "Kriegstüchtigkeit" diskutieren müssen.

In diesem Sinne bin ich ja schon auf den Jahrgang 1915 gespannt: Werden dann auch wieder so viele Eltern ihren Sohn "Wilhelm" nennen, oder nimmt dann schon eher davon Abstand? Spontan würde ich ja sagen, dass der Name eher nicht verschwinden wird - das Kind heißt dann halt nur noch wie Opa und nicht zufällig auch noch wie der Kaiser. Ich tippe mal, dass man erst so ab 1919 eine wirkliche Veränderung finden wird... aber da muss ich wohl noch ein paar Jahre warten, bis ich eine Antwort auf diese Frage bekomme.  

Montag, 10. Februar 2025

Der Arbeitskreis Genealogie Steinhagen...

... trifft sich wieder, und zwar 

am Samstag, dem 15.Februar 2025, 

um 14.30 Uhr, 

in der Alten Feuerwehr in Amshausen. 

Ja, auch in diesem Jahr geht es weiter. Ich hoffe mal, dass nicht allzu viele von uns mit Grippe/Influenza/Erkältung/Covid oder was auch immer alles im Moment herumgeht, ausfallen werden, denn das wäre wirklich schade. Ich für meinen Teil habe meine Grippe ziemlich erfolgreich hinter mich gebracht, auch wenn ich immer noch ein bisschen husten muss, sobald ich einen anderen Raum mit anderer Luft betrete. Das war übrigens auch der Grund, weshalb man hier im Blog nichts mehr von mir gehört hat: Erst lag ich flach, dann musste ich das, was im Büro liegen geblieben war, auf- und nacharbeiten. Augen auf bei der Berufswahl ;-) 

Also bis Samstag!