Seit ein paar Wochen bekomme ich von MyHeritage ständig Mails mit dem Titel, "Angela, Sie haben eine neue Theory of Family Relativity".
Ah, neue Verwandtschaftstheorien. An sich immer wieder gerne.
Die Sache hat nur einen Haken:
So, wie ich das sehe, nimmt sich MyHeritage (oder präziser formuliert: die KI/AI dahinter, je nachdem, in welcher Sprache man gerade unterwegs ist) diverse Stammbäume vor, die irgendwelche Leute irgendwann man irgendwo eingestellt haben, sei es bei familysearch, sei es bei Geni, sei es bei MyHeritage selbst, setzt sie zusammen und fragt mich dann, ob das so stimmt.
Und in den allermeisten Fällen stimmte es bisher so nicht.
Im Moment konzentriert sich MyHeritage dabei auf meine Sickendieks. Und Sickendieks (Sieckendieks, Sickendiecks, etc. pp.) gab und gibt es in Halle, Hörste, Bockhorst und Versmold zwar nicht wie Sand am Meer, aber doch ziemlich zahlreich. Dazu kommt, dass gerade die Sickendieks zu den Familien gehörten, die im 19. Jahrhundert nicht unbedingt durch eine erhöhte Kreativität bei der Vornamenswahl hervorgestochen sind. Diese beiden Umstände führen dann dazu, dass Friedrich Wilhelms und Heinrich Augusts dieselbe Person sein sollen, obwohl sie mehrere Jahre auseinander in verschiedenen Ortschaften geboren sein sollen.
Frei nach dem Motto: "WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT."
Wenn man mich fragt, dann ist das das Schlimmste, was man bei der Familienforschung anrichten kann.
Ich mache mir die Mühe und klicke dann auf "Theorie ablehnen", schon alleine, damit MyHeritage diesen Schwachsinn nicht weiter verbreitet.
Theorien sind schön und gut - aber sie sind halt nicht mehr als das: Theorien. Arbeitshypothesen. Damit man sie überhaupt ernst nehmen kann, müssen schon Anhaltspunkte einer gewissen Schwere erkennbar sein. Und hier erschließt sich eigentlich immer schon auf den ersten Blick, dass das etwas ganz und gar nicht stimmen kann.
Und dennoch:
Es gibt einen Aspekt, unter dem diese Theorien ganz nützlich sein können. My Heritage nimmt immer zwei Personen als Ausgangspunkte, einen in der Darstellung links (das bin dann in meinem Fall ich), und eine in der Darstellung rechts. Das ist dann eine Person, deren Stammbaum mit meinem potentiell verknüpft werden soll. Die Angaben, die ich im Stammbaum dieser Person finde, halte ich - bis zu einem gewissen Grad - für einigermaßen glaubwürdig, denn man sollte schon annehmen können, dass jemand, der seinen Stammbaum im Netz veröffentlicht, weiß, wer seine Großeltern waren. Das ist dann ein Punkt, an den man anknüpfen kann, um zu gucken, ob da nicht doch ein Verwandtschaftsverhältnis besteht - nur eben ein anderes, als MyHeritage angenommen hat... Das sind dann auch Daten, die ich mir rausschreibe, für eine eventuelle spätere Verwendung.
Da kann dann mitunter mal das Passende passend gemacht werden.