Freitag, 3. April 2020

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Mal im Ernst - wir alle haben doch unsere Forschungsbaustellen, die wir immer wieder vor uns herschieben: "Wenn ich mal Zeit habe, dann werde ich ganz bestimmt.../....sollte ich eigentlich.../könnte ich echt mal..." 

Gut, das "sollte" kann man getrost außer Acht lassen. "Sollen" spielt im Moment für unsere Forschung keine Rolle, wir sind schließlich im kollektiven Ausnahmezustand. Da "sollen" wir schon genug. Jetzt geht es um unser Vergnügen.

(Falls jetzt einer denkt, "Ja aber unsere Quellen sollten doch korrekt sein", dann kann ich nur sagen: Nein. Sie müssen korrekt sein. Ha.) 

Hier sind ein paar Vorschläge für das, was wir schon immer mal machen wollten, aber nie die Zeit hatten, damit anzufangen:

1. Diese ganzen Familienfotos einscannen. 
Und wenn wir schon mal dabei sind: Es schadet auch nichts, den Dateien vernünftige Namen zu geben, die wir auch später noch verstehen.

2. Ein Familienbuch anlegen. 
Das ist etwas, an dem ich gerade arbeite. Die Art und Weise habe ich mir ein bisschen von den Erinnerungsbüchern des Arbeitskreises Spuren jüdischen Lebens in Werther abgeguckt, die mich einfach umgehauen haben, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe (wer ein ähnliches Erlebnis haben möchte: Sie stehen in der Stadtbibliothek in Werther - aber die ist Moment ja leider auch tabu). Im Grunde geht es darum, die Geschichte eines Paares und seiner Kinder chronologisch zu erzählen, vom Anfang bis zum Ende, und dabei auch Fotos, Urkunden und Quellen einzuarbeiten. Wie das genau aussehen kann? Ich werde demnächst mal darauf zurückkommen.

3. Die Familiengeschichte des Ehegatten erforschen.
Selbst dann, wenn es den Ehegatten nicht interessiert. Nach meiner werten Auffassung kann man darauf eigentlich nur verzichten, wenn man so eng verwandt ist, dass sich das eh nicht wirklich lohnt. Aber das dürfte heutzutage eher selten der Fall sein.

4. Die Quellen im Stammbaum bereinigen.
Eine nervige Angelegenheit, ich weiß. Aber auch eine, die einem zeigt, wo die Lücken in der Dokumentation sind. Wenn ich als Quelle für das Sterbedatum nur den Vermerk habe, der irgendwann mal zwischen die Zeilen des Taufregisters gequetscht wurde, dann sollte ich mich mal auf die Suche nach dem Sterbeeintrag machen - und die Primärquelle eintragen.

5. Die Geschichte einer Stadt erkunden.
Oder auch die eines Dorfes, in der die Vorfahren gelebt haben. Gibt es alte Karten? Wie war die Bevölkerungsstruktur? Welche bedeutenden Ereignisse gab es? Welche alten Häuser stehen heute noch? Im Netz findet man so allerhand. Und man kann schon mal einen Ausflug planen - für später. Für dann, wenn wir wieder einfach überall hindürfen.

6. Die Auswanderer verfolgen.
Und zwar online. Für diejenigen, die Verwandte in den USA suchen, empfehle ich die RAOGK-Gruppe auf Facebook. RAOGK steht für "Random Acts of Genealogical Kindness" - Zufällige genealogische Nettigkeiten. Einfach hallo sagen und erklären, wen man sucht. Es ist unglaublich, was da teilweise ausgegraben wird. Und nicht vergessen, Danke zu sagen, wenn einem weitergeholfen wurde!

7. Mit einem Ortsfamilienbuch anfangen.
Okay, es muss ja nicht so aus dem Ruder laufen wie "Werthers Gedächtnis", aber warum eigentlich nicht...?

8. Weg mit der Zettelwirtschaft! 
Wer kennt sie nicht, diese ganzen losen Zettel, die sich im Lauf der Jahre angesammelt haben... Jetzt haben wir genug Zeit, um uns darum zu kümmern.

9. Die Geschichte des eigenen Hauses dokumentieren. 
Für alle die, die nicht in einem Neubau wohnen, könnte das eine abendfüllende Beschäftigung sein. In meinem Fall gibt es da eigentlich ziemlich viel zu erzählen - und dazu gehört nicht nur, dass meine Schwiegermutter in unserem Wohnzimmer geboren wurde.

10. Die eigene Biografie für die Nachwelt festhalten.
Sei es als Tagebuch, sei es als Fotoalbum mit Anmerkungen oder als Scrapbook. Da kann man seiner Kreativität ruhig freie Bahn lassen, Hauptsache, es sagt etwas über einen aus. Denn machen wir uns nichts vor: In 80 Jahren wird sich keiner mehr an unseren genialen Humor und unser Unverständnis für sämtliche physikalischen Zusammenhänge erinnern, es sei denn, wir hinterlassen Beweise dafür...

Viel Spass dabei.

Bleibt gesund. Und zu Hause. 


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