Samstag, 12. November 2022

Heinrich Gehring und sein merkwürdiger Orden

 
Das hier soll mein Urgroßonkel, Heinrich Gehring sein. Mit vollem Namen Heinrich Wilhelm Gehring, geboren am 09.02.1886 in Häger Nr. 33. 

Er war der jüngste Sohn (und gleichzeitig auch das letzte Kind) seiner Eltern, des Müllers Johann Friedrich Gehring und seiner Ehefrau Anna Ilsabein Sahrhage. Wenn es nach dem westfälischen Anerbenrecht gegangen wäre, dann wäre er derjenige gewesen, der Haus, Hof und Mühle übernommen hätte. 

Es kam aber anders: Sein sechs Jahre älterer Bruder August übernahm die Mühle, und Heinrich ging als Kaufmann nach Köln. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kam und wann genau Heinrich in Köln seßhaft wurde. Was ich weiß ist, dass er dort 1919 Anna Christiane Wilhelmine Faillard geheiratet hat. 

Das hier ist das einzige Foto, das ich von ihm habe. Eine Ähnlichkeit mit August, der immer irgendwie runder und bodenständiger wirkte, sehe ich jetzt so nicht. Ich weiß, man soll nicht vom Aussehen auf den Charakter schließen, aber spontan würde ich sagen, dass August in Häger und Heinrich in Köln schon jeweils ganz gut aufgehoben waren. 

Ich würde gerne noch mehr über Heinrich wissen. Zum Beispiel: 

Ist das Kreuz, das er sich da so fotowirksam an die Brust geheftet hat, ein Bundesverdienstkreuz?! 

Von der reinen Form her kann es hinkommen, aber ich kann das Foto beim besten Willen nicht so weit vergrößern, dass ich erkennen könnte, ob sich auf dem runden Teil in der Mitte ein Bundesadler befindet... 

Also habe ich es mit klassischer Online-Recherche versucht. Und dabei habe ich im Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen vom 1. April 1965 das hier gefunden: 


Der achte von oben. "Heinrich Gehring, Handelsrichter, Köln" hat am 01.12.1964 das Verdienstkreuz 1. Klasse erhalten. 

Könnte das "mein" Heinrich sein? 

  • Heinrich war ja Kaufmann, aber das bedeutet nicht, dass er nicht auch Handelsrichter gewesen sein kann. An den Landgerichten sind spezielle Kammern für Handelssachen eingerichtet, und die sind mit einem vorsitzenden Berufsrichter und zwei ehrenamtlichen Richtern, eben den Handelsrichtern, besetzt. Diese Handelsrichter müssen entweder Kaufmänner sein oder eine geschäftsführende Tätigkeit in einer Kapitalgesellschaft aufweisen können. Demnach wäre es zumindest schon mal kein Widerspruch, wenn der Kaufmann Heinrich einen Verdienstorden als Handelsrichter bekommen hätte. 
  • Vom Alter würde es auch hinkommen - Heinrich war 1964 78 Jahre alt. Wenn ich mir das Foto so angucke, dann könnte er da durchaus so alt sein. 
  • Wikipedia verrät mir, dass das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ein Stecker ist, der an der linken Brust getragen wird. Check. 
  • Wenn eine Verleihung des Bundesverdienstkreuzes wäre 1964 bestimmt ein Grund gewesen, sich so in Schale zu werfen.  

Das reicht aber nicht, um mit Bestimmtheit zu sagen, ob die beiden Heinriche ein und dieselbe Person sind. 

Was nun? 

Man sollte ja meinen, dass eine solche Ehrung zumindest in der Lokalzeitung stand, aber da stoße ich auf ein echtes Problem: Die Zeitungen von 1964 sind noch zu jung, um sie bei zeitpunkt.nrw zu finden, aber gleichzeitig zu alt, als dass man sie bei den heutigen Tageszeitungen im Archiv online abrufen könnte. Na toll. 

Also bleibt nur die Papierversion. Aber soll ich einfach mal so auf gut Glück nach Köln fahren und im Stadtarchiv nach Tageszeitungen suchen? 

Wenn jemandem eine Alternative dazu einfällt, gerne. Wer weiß noch, an wen in den 1960ern Bundesverdienstkreuze verliehen wurden, und warum? Das Bundespräsidialamt? Die Ordenskanzlei dort müsste es eigentlich wissen. Ob mal eine E-Mail nach Berlin schreibe? Irgendwie bin ich ja jetzt angefixt... 

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