Sonntag, 8. Januar 2017

Die Geburten in der Stadt Werther von 1815 bis 1846

Wenn ich schon einmal dabei bin, die jüdischen Wertheraner in Werthers Gedächtnis einzutragen, dann ist das eine schöne Gelegenheit, auch mal ein bisschen Statistik zu betreiben. Da bietet es sich doch an, mit den Geburten anzufangen...

Zwischen 1815 und 1846 wurden in Werther insgesamt 104 jüdische Kinder geboren. Es ist irgendwie schön, die Statistik genau aufgehen zu sehen, denn es sind genau 52 Jungen und 52 Mädchen:

Jahr Jungen Mädchen gesamt
1815
1
1
2
1816
0
1
1
1817
1
2
3
1818
1
2
3
1819
0
2
2
1820
1
3
4
1821
0
0
0
1822
2
0
2
1823
0
1
1
1824
3
5
8
1825
4
0
4
1826
3
3
6
1827
4
3
7
1828
2
0
2
1829
2
2
4
1830
2
2
4
1831
1
0
1
1832
3
0
3
1833
1
3
4
1834
3
1
4
1835
2
3
5
1836
2
2
4
1837
1
2
3
1838
1
0
1
1839
3
3
6
1840
1
2
3
1841
2
1
3
1842
1
4
5
1843
0
0
0
1844
2
2
4
1845
1
2
3
1846
2
0
2


52
52
104

Alle jüdischen Familien, die in dieser Zeit Zuwachs bekommen haben, lebten in der Wertheraner Innenstadt. Ich konnte keine Familie in den Landgemeinden finden, obwohl es zum Beispiel auch Viehhändler gab und man einen solchen ja durchaus auch nicht zwingend mitten in der Stadt vermuten müsste. Aber weil man sich in der Stadtgemeinde "knubbelte", erschien es mir sinnvoll, doch mal zu gucken, wie viele evangelische Kinder denn in demselben Zeitraum dort geboren worden sind:

Jahr Jungen Mädchen gesamt
1815
34
20
54
1816
28
27
55
1817
28
20
48
1818
20
25
45
1819
34
35
69
1820
31
26
57
1821
35
38
73
1822
27
32
59
1823
33
37
70
1824
40
27
67
1825
32
35
67
1826
39
27
66
1827
29
31
60
1828
39
26
65
1829
24
37
61
1830
29
29
58
1831
23
21
44
1832
30
29
59
1833
39
39
78
1834
41
32
73
1835
34
33
77
1836
36
45
81
1837
36
37
73
1838
35
38
73
1839
40
38
78
1840
40
38
78
1841
45
39
84
1842
41
41
82
1843
38
28
66
1844
30
37
67
1845
38
35
73
1846
42
31
73


1.100
1.033
2.133

2.133 zu 104. Grob gesprochen kann man also sagen, dass ungefähr 20 Mal soviele evangelische wie jüdische Babies geboren wurden, selbst wenn man dabei berücksichtigt, dass in den evangelischen Statistiken auch Totgeburten enthalten sind, die ich in den Judenregistern (ein fürchterliches Wort, oder?) nicht gefunden habe. Wenn man die Landgemeinden noch mit dazu nimmt, dann kann man wahrscheinlich noch einmal ungefähr 4.500 evangelische Kinder in diesem Zeitraum dazurechnen (da muss ich wohl noch ein bisschen Statistik betreiben, um diese Zahl zu verifizieren).

Schade, dass ich keine katholischen Zahlen habe, die ich der Vollständigkeit halber dagegen halten kann, aber ich schaffe es eben nicht so oft nach Paderborn ins Erzbistumsarchiv, und wenn, dann gucke ich eher nach meinen eigenen katholischen Linien. Wenn die A33 endlich mal fertig gebaut ist, wird sich das aber vielleicht ändern...

Jedenfalls kann man sich ungefähr vorstellen, wie sehr sich diese paar Familien in der Minderheit gefühlt haben müssen... aber schlug sich das im alltäglichen Leben auch nieder, und wenn ja, wie? Gut, man ging in die Synagoge, während die anderen in die Kirche gingen (wenn sie es denn taten), aber ansonsten? Man gab den Kindern traditionell andere Namen (ich habe, wie man sich denken kann, keine jüdische Ilsabein gefunden und keinen evangelischen Moses), und die Jungs wurden kurz nach ihrer Geburt eben beschnitten. Für den alltäglichen Umgang miteinander scheint mir vor allem letzteres doch ziemlich irrelevant.

Was waren also die anderen Unterschiede, und was waren die Gemeinsamkeiten? Das ist das, was mich interessiert.

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