Freitag, 27. April 2018

Mitten in der Stadt war früher auf dem Land...


Irgendwann fiel mir auf, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts die Todesfälle in Arrode Nr. 13 nur so knubbelten. Kein Wunder, denn es handelte sich um das St. Jacobi-Stift, das sich ab 1875 vom "Pflegehaus" im Laufe der Jahre zu einem "richtigen Krankenhaus" entwickelte. Das war zu einer Zeit, als Krankenhäuser noch nicht wie reine Wirtschaftsunternehmen geführt werden mussten und man es noch wichtig fand, auch in einer Kleinstadt zumindest eine Primärversorgung vor Ort zu haben, die man sich heute nicht mehr leisten kann.

Inzwischen ist das Krankenhaus schon längst wieder abgerissen und damit ein abgeschlossener Teil der Geschichte. Wer Bilder sehen will, der muss nur mal "Krankenhaus Werther" in die Google-Bilder-Suche eingeben. An seiner Stelle und Stätte findet man aber wieder ein Jacobistift - dieses Mal in Form eines Seniorenheims, unten an der Mühlenstraße.

Was heute so selbstverständlich mitten in der Stadt liegt, war in früheren Zeiten tatsächlich Teil der Landgemeinde: Die Menschen, die im Jacobistift das Zeitliche segneten (und das waren bei weitem nicht nur Wertheraner, sondern auch diverse Leute aus den umliegenden Dörfern außerhalb des Kirchspiels), finden sich also in den Kirchenbüchern nicht auf den Seiten des Stadtgebiets. Es kann jemand also sein ganzes Leben mitten in Werther neben der Kirche gewohnt haben, er kann dort geboren sein, geheiratet haben und seine Kinder bekommen - wenn er aber 300 Meter Luftlinie weiter im Jacobistift (= in Arrode) gestorben ist, dann muss man den anderen Teil der Kirchenbücher bemühen.

Schon allein deshalb lohnt sich immer ein Blick in die Beerdigungen der Landgemeinde.

Anders herum ist es übrigens ähnlich: Jeder Wertheraner weiß auch heute noch genau, wo diejenigen geboren sind, in deren Personalausweis noch "Isingdorf-Arrode" steht...!

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