Wo
trifft man mich an einem Mittwochnachmittag im Januar? Genau, in
Werther im Lesecafé des Schlosses, Geburtseinträge pinnen!
2019
sind die Geburtsregister von 1908 frei zugänglich geworden. Ich
hatte wirklich meinen Spass!
Nicht
nur, dass ich den Eintrag von meinem Opa Schwentker direkt vor mir
hatte, mit der Originalunterschrift von Uropa, der die Ankunft seines
Stammhalters wahrscheinlich stolz beim Standesamt angezeigt hat, denn
er hatte immerhin acht Jahre darauf warten müssen (und alle anderen
Kinder waren Mädchen...). Außerdem habe ich noch diverse Cousins
und Cousinen meiner Großeltern gefunden, von denen ich keine Ahnung
hatte, dass es sie überhaupt gab! Das Gedächtnis der Menschen ist
so kurz...
Im
Moment bin ich also dabei, diese 153 Einträge in Werthers Gedächtnis
einzuarbeiten. Und währenddessen wieder ein wenig mit der Statistik
zu spielen, genau wie im letzten Jahr.
Die
Basisfakten:
-
männlich: 80
weiblich: 73
ehelich: 146
unehelich: 7
Einzelgeburten: 149
Mehrlingsgeburten: 4
totgeboren: 1
lebend geboren: 152
153
Kinder - das ist zwar eins weniger als im Jahr davor, aber trotzdem
bin ich von der Konstanz dieser Zahl überrascht. Während 1907 die
Mädchen eindeutig in der Überzahl waren (immerhin mit 81 zu 73),
gab es nun mehr Jungs: Das Geschlechterverhältnis war dieses Mal 80
zu 73. Einer dieser kleinen Jungen wurde tot geboren, alle anderen
Kinder waren am Leben. Zwei Zwillingspärchen gab es, einmal
männlich/weiblich und einmal männlich/männlich. Auch die Zahl ist
also konstant geblieben.
Was die
Religionen angeht: Das lässt sich dieses Mal nicht ganz so genau
sagen. Der totgeborene Junge wäre wohl katholisch gerworden, hätte
er überlebt, denn seine Mutter war unverheiratet und katholisch. Bei
drei anderen Kindern ist die Sache nicht so eindeutig, denn sie
stammten, wenn man so will, aus "Mischehen" - mal war die
Mutter katholisch, mal der Vater. Oder reformiert, das war einmal
auch der Fall. "Lutherisch" zähle ich jetzt einfach mal zu
"evangelisch". Jüdische Kinder gab es in diesem Jahrgang
in Werther übrigens nicht.
Die Zahl
der unehelichen Kinder hat im Vergleich zu 1907 leicht zugenommen,
von 5 auf 7. Abgestellt habe ich dabei übrigens auf den Status zum
Zeitpunkt der Geburt; ich habe es außer Acht gelassen, wenn die
Mutter nachträglich noch geheiratet hat. Denn ein Ehemann, der
später das Kind anerkannt hat, muss ja nicht zwingend auch der
biologische Vater gewesen sein.
Kommen
wir nun zu meinem Lieblingsteil in der Statistik-Spielerei:
Die
Vornamen:
-
ein Vorname
11zwei Vornamen
60drei Vornamen
79vier Vornamen
2fünf Vornamen
0gesamt
152
Dieses
Mal gab es also keine Eltern, die ihrem Nachwuchs gleich fünf
Vornamen mit auf den Lebensweg gegeben haben - vier waren das höchste
der Gefühle. Aber die reichen ja auch. Standard waren immer noch drei
Vornamen, wenn auch nicht mehr mit so großem Abstand wie im Vorjahr.
Die Zahl mit 11 Nur-Einnamigen ist genauso hoch wie im Jahr 1907.
Was die
Verteilung der einzelnen Namen angeht:
-
Platz
Mädchen
Jungen
1
Marie / Maria (32)
Heinrich (34)
2
Anna / Anne (20)
Hermann (28)
3
Johanne (17)
Wilhelm (24)
August (24)
4
Auguste (13)
Friedrich (14)
5
Luise (12)
Frida (12)
Gustav (9)
6
Emma (8)
Alwine (8)
Elisabeth (8)
Karl (7)
7
Erna (7)
Peter (6)
Paul (6)
Julius (6)
8
Martha (6)
Otto (4)
9
Helene (5)
Ernst (3)
Martin (3)
10
Else (4)
Rudolf (2)
Walter (2)
11
Alma (3)
Karoline (3)
Fritz (2)
12
Herta (2)
Charlotte (2)
Henriette (2)
Katharine (2)
Friederike (2)
Hanna (2)
Minna (2)
Georg (1)
Oskar (1)
Ludwig (1)
Johann (1)
Richard (1)
Eckhart (1)
Ewald (1)
Franz (1)
Anton (1)
Ferdinand (1)
Erich (1)
Erwin (1)
13
Hilde (1)
Elsabein (1)
Emilie (1)
Hedwig (1)
Lisette (1)
Paula (1)
Wilhelmine (1)
Klara (1)
Sophie (1)
Ernestine (1)
Elise (1)
Bertha (1)
Dora (1)
Man kann
festhalten, dass man bei der Namensgebung der Mädchen wieder mehr
Kreativität an den Tag gelegt hat. Bei ihnen habe ich 33
verschiedene Namen gefunden, bei den Jungs nur 28 (und wie schon
erwähnt, die Jungs waren ja in der Mehrzahl). Und selbst dabei gab
es noch ein Kind namens Franz Anton Ferdinand Otto - ohne den wären
es nur 25 verschiedene Namen gewesen.
Im Gegensatz zum Vorjahr gibt es aber wieder einen Johann und eine Elsabein. Das sind aber Einzelfälle.
Überspitzt
kann man sagen, dass der typische Wertheraner aus dem Geburtsjahrgang
1908 entweder Hermann Heinrich oder August Wilhelm hieß. Da wurden
die Namen der Großväter immer noch ganz konsequent weitergegeben,
wobei allerdings die Heinriche (Heinrichs? Was ist der Plural von
"Heinrich"?) die Wilhelms an der Spitze der Liste abgelöst
haben.
Bei den
Mädchen traute man sich auch schon mal, vom üblichen Schema
abzuweichen und Namen zu wählen, weil man sie schön fand. Der Trend
zu Kurznamen hält aber an und kommt nun auch bei den Jungs durch:
Fritz statt Friedrich. Auffällig finde ich aber auch, dass Paula und
Pauline fast bzw. sogar ganz verschwunden sind (nur noch eine Paula; 1907 gab es noch fünf Paulas und dazu fünf Paulines). Auch Pauls gab es
deutlich weniger als im Vorjahr (sechs im Vergleich zu elf). Ich bin schon gespannt, ob die im
Jahr 1909 wiederkommen...
Ich
werde es sehen - nächstes Jahr.
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