Das ist das Hauptthema der neuen CompGen, die in der letzten Woche herausgekommen ist. Ein gutes und wichtiges Thema, wie ich finde.
Leider ist es auch ein Thema, mit dem man sich nicht so gerne auseinandersetzt, weil es ja impliziert, dass wir selbst irgendwann mit konkretem Todesdatum (und hoffentlich auch mit Quelle) in irgendeinem Stammbaum auftauchen werden. Das ist ein Gedanke, der die meisten von uns doch ein wenig abschreckt, und ich meine, dass man das auch keinem verdenken kann. Genauso wenig kann man jemanden dazu zwingen, sich diese Gedanken zu machen.
Der Tenor in der CompGen geht dahin, dass es sinnvoll ist, sich nicht nur schon vor dem eigenen Ableben Gedanken zu machen, sondern noch einen Schritt weiter zu gehen und zu veröffentlichen, in welcher Form auch immer, sei es als Familienchronik im kleinen Kreis, als Stammbaum im Netz oder in Form einer Datenbank. Oder in einem Blog :-) Und zwar am besten noch zu Lebzeiten und mit Quellen.
Ich kann's nur unterschreiben!
Klar, es ist ein gewisser Schritt aus dem stillen Kämmerlein in die Öffentlichkeit, vor allem für Leute, die eigentlich eher introvertiert sind. Und das ist bei uns Forschern ja ziemlich oft der Fall. Aber was haben wir davon, wenn wir allein an unserem Schreibtisch über unseren Forschungen brüten?
In meiner (näheren) Familie bin ich die einzige, die in dieser Hinsicht angefixt ist. Leider. Die anderen hören sich meine Stories vielleicht mal gerne an, aber oft genug habe ich das Gefühl, dass sie zum einen Ohr reingehen und zum anderen wieder hinaus... und ich sage das jetzt ganz ohne Häme. Wenn mir jemand erzählt, wie genau welche Socken gestrickt werden oder was man am Auto oder Motorrad geschraubt hat, dann geht mir das mitunter genauso. Ist in Ordnung. Auch mein Hirn hat keine endlosen Kapazitäten. Es gibt aber durchaus Leute, die sich für unsere Forschungen und Ergebnisse interessieren. Und das sind meist die Leute, die sich aktiv darum kümmern, sie zu bekommen. Sei es hier im Netz, sei es durch genealogische Vereine oder durch das Durchwühlen der verschiedenen Archive.
Also: Warum warten? "Vollständig" wird unsere Forschung eh nie werden. Machen wir uns nichts vor. Und selbst, wenn wir mal einen Fehler machen und uns jemand auf diesen Fehler hinweist, dann ist das kein Weltuntergang - eher im Gegenteil. Es hilft uns weiter, bevor wir uns in einer "falschen" Linie verrennen.
Ein Punkt, den ich auch noch wichtig finde und den auch die CompGen angesprochen hat: Warum veröffentlichen eigentlich so wenige Forscher auch ihre Quellen?
Klar, bei denen, die "nur" abgekupfert haben, kann ich das nachvollziehen. Aber diejenigen von uns, die sich wirklich die Mühe gemacht haben, alles zu dokumentieren? Leute, die von anderen abschreiben, wird es immer geben. Aber wenn diese Leute schon die Daten abschreiben und weitergeben, warum dann nicht auch die Quellen? Was verlieren wir denn dadurch? Gar nichts! Man muss sich nur diese ganzen "Geister"-Stammbäume angucken, die man im Netz findet. Ich erinnere mich lebhaft an ein Fräulein "Sharragen", das in vielen Stammbäumen auftauchte und das man auch heute noch bei familysearch findet. Da konnte irgendwann einmal jemand den Namen "Sahrhage" nicht lesen, und den weiblichen westfälischen Nachnamens-Genitiv (so nenne ich ihn jetzt einfach mal) kannte diese Person auch nicht... Ich möchte nicht wissen, in wievielen Stammbäumen man Fräulein Sharragen auch heute noch findet. Das wäre nicht passiert, wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, die Quelle anzugeben. Und mit Quelle meine ich jetzt nicht "gefunden bei familysearch"!
Vielleicht aber erspare ich jemandem mit dem Veröffentlichen meiner Ergebnisse und der Quellen auch eine jahrelange Suche. Wer weiß? Nur, weil ich lange gesucht habe, muss ich mich nicht hinstellen und sagen, "Das soll anderen gefälligst auch so gehen!" So missgünstig will ich einfach nicht sein.
Für mich heißt das, dass ich mich bemühen werde, auch hier im Blog verstärkt die Quellen anzugeben, auch wenn es halt einfach ein bisschen mehr Arbeit ist. Was mein "Gesamtwerk" angeht, so werde ich mir demnächst mal ein paar Gedanken machen, was im Fall der Fälle wo am besten aufgehoben wäre, und diese Gedanken schriftlich festhalten. Ein paar Ideen habe ich schon...
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