Samstag, 15. Oktober 2022

Meine Nadel im Heuhaufen: Johann Friedrich Schulze

Johann Friedrich Schulze, oder Schultze, war mein 4fach-Urgroßvater. Er war mit Margarethe Elsabein Herkströter aus Amshausen verheiratet, und meine Linie geht über ihren Sohn Zacharias (geb. am 11.03.1814 in Amshausen Nr. 4) weiter über dessen Tochter Katharine Caroline, die die Großmutter mütterlicherseits meines Großvaters Wilhelm Sickendiek war. 

So weit, so gut. Ich bezweifele nur, dass ich in dieser Linie noch weiter kommen werde. Johann Friedrich ist mein Phantom, meine Nadel im Heuhaufen. Frei nach dem Motto: Auf einmal war er da

Seine Unterschrift kenne ich. Diese hier stammt aus dem Zivilstandsregister von 1811, als er bei Pastor Bremer in Halle die Geburt seiner Tochter Anna Margaretha Elisabeth anzeigte. 


262. Im Jahre Eintausend achthundert und Eilfe am 
dreyzehnten des Monats October, Nachmittags um 
halb Ein Uhr, zeigte der Kleidermacher Johann 
Friederich Schulze, Heuerling bei No. dreyzehn 
in der hiesigen Bauerschaft Amshausen, zwey 
und dreyzig Jahr alt, mir dem Prediger und civil 
Beamten des Kirchspiels Halle, ein Kind vor, 
und erklärte dabey, daß dasselbe weiblichen 
Geschlechts wäre; er habe solche mit seiner 
Ehefrau Margaretha Elsabein Herkströters
Ein und dreyzig Jahr alt, gezeuget, es sey am 
Eilften dieses Monats October, morgens um 
Ein Uhr, gebohren in No, dreyzehn in Amshausen 
und sollte Anna Margaretha Elisabeth genannt
werden. Bey dieser Vorzeigung und Erklärung
waren gegenwärtig Arnold Henrich Koenemann
Heuerling auf dem namlichen Colonate, fünf=
zig Jahr alt, und Johann Henrich Koenemann, 
Heuerling ebendaselbst, Neun und zwanzig 
Jahr alt; beide mit den Eltern des Kindes nicht 
verwandt. Hierüber habe ich in meinem 
Hause diese Acte aufgenommen, und nach 
deutlicher Vorlesung welchen Vater und 
die beiden Zeugen unterschrieben, so ge=
schehen wie oben. 

Johan Wilhelm Bremer, Prediger und Civilbeamter, 
Schultze
Arent Henrich Köneman
Johan Henrich Köneman

Wenn ich danach gehe, dann müsste Johann Friedrich so um 1779 geboren sein. Als er 1855 starb, waren sein Alter mit 80 Jahren und sein Geburtsjahr explizit mit 1775 angegeben. Ich bin hin- und hergerissen. Geheiratet hat Johann Friedrich am 20. September 1800 hier in Halle, und 21 finde ich als Heiratsalter für einen Mann eigentlich ziemlich früh - aber eben nicht nicht zu früh (und ja, Margarethe Elsabein war zu dem Zeitpunkt schon schwanger). Der Traueintrag ist nur eine Zeile lang und sagt nichts zum Alter der beiden Ehegatten. Da würde nach meinem Empfinden (das aber ja keine Tatsache ist) 1775 eigentlich besser passen. Andererseits wird Johann Friedrich aber wohl selbst am besten gewusst haben, wie alt er ist, und die Angabe im Sterbeeintrag ist ja nur eine Sekundärquelle. Aber wir können festhalten: Er wurde wahrscheinlich irgendwann zwischen 1775 und 1780 geboren. 

Und wo wurde er geboren? 

"Im Waldeckschen". 

Das sagt wiederum sein Sterbeeintrag im Kirchenbuch. Also habe ich hessische Vorfahren. Und damit sind wir bei meinem eigentlichen Problem angekommen. "Im Waldeckschen" ist einfach viel zu allgemein, jedenfalls dann, wenn man es mit einem Allerweltsnamen wie Meier, Müller, Schulze (q.e.d.) zu tun hat und noch nichtmal eine gesicherte Jahresangabe finden kann. Ich fürchte, der einzige Weg wäre, die gesammelten Kirchenbücher aus dem Waldecker Land nach dem Ausschlussprinzip durchzugucken, ob da in dem Zeitraum ein Johann Friedrich Schulze oder Schultze zwar geboren, aber nicht gestorben ist. Und das ist etwas, das ich mir eigentlich ersparen möchte... 

Wie es aussieht, war Johann Friedrich der einzige aus seiner Familie, der hier in Halle und Umgebung gelandet ist. Ansonsten hätte ja wahrscheinlich zumindest eins seiner Kinder einen Schulze-Paten. Aber nein, keine Schulzes weit und breit. 

Die Nadel im Heuhaufen. 

Lustig finde ich aber, dass er sich als Schneider trotzdem mühelos in die Reihe meiner Vorfahren auf der Seite meiner Mutter einreiht. Von der "Schneider-Sippe" Sickendiek hatte ich hier im Blog ja schon mal erzählt und dabei einen handgemalten Stammbaum gepostet, der eher naiver Kunst ähnelt als einer Spurensuche. Aber umso mehr muss ich mich fragen, wie das Talent zum Nähen, das bei meinen Vorfahren bis hin zu meiner Mutter, die ja Näherin gelernt hat, so spurlos an mit vorbei gehen konnte....  


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