Freitag, 9. Mai 2014

Die "Judenkirche" in Werther

Meinen direkten Vorfahren Henrich Wilhelm Pott genannt Törner (1760-1825) und Elisabeth geb. Esdar (1775-1845) gehörte früher das Grundstück Werther Nr. 21, gelegen an der jetzigen Ravensberger Straße zwischen der Adler-Apotheke und dem heutigen Bankvereinsgebäude. Ich bin mir nicht sicher, ob das Haus, das heute dort steht, noch dasselbe ist wie das, das sich auch schon Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Familie Törner dort wohnte, auf der Stätte befand. Sogar in einem kleinen Städtchen wie Werther hat sich eben vieles verändert in den letzten 200 Jahren.

Das Besondere an diesem Grundstück ist, dass sich hinter dem Haus früher die Wertheraner Synagoge befand (nur nebenbei erwähnt: Die Törners waren evangelisch).

Entsprechend habe ich in der Grundakte, die im Landesarchiv NRW in Detmold liegt und sich als richtig dicker und nur mittelgradig verstaubter Schinken mit 300 Blättern herausgestellt hat, die folgende Versicherungsbescheinigung gefunden:

Die Gebäude des Bürgers Törner, olim Dröge oder Pott, stehen im Städtischen FeuersocietatsCataster wie folgt versichert, nemlich
Wohnhaus - 900 Rth
Judenkirche - 150 Rth
Scheune - 50 Rth
Summa 1100 Rth 
welches hiermit attestiert wird
Werther den 26 Mai 1819
der Bürgermeister Schreiber 

Das Wort "Judenkirche" fällt einem doch unangenehm auf. Man findet in der Akte aber ab und an auch mal das Wort "Sinagoge", immerhin. Ich weiß nun nicht, ob Bürgermeister Schreiber sich hier bewusst herablassend äußern wollte oder ob er einfach stumpf davon ausgegangen ist, dass jedes Gotteshaus, egal welcher Religionsausübung es diente, automatisch eine Kirche sein musste...


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