Es gibt Menschen, die einem auch noch posthum das Leben schwer machen - wenn auch unbeabsichtigt. Pastor Eggerling aus Werther ist so einer.
An seine Schrift habe ich mich langsam aber sicher gewöhnt. Wo andere (meine bessere Hälfte zum Beispiel) nur merkwürdige Farbkleckse erblicken ("Ach, so wurde also der Rorschach-Test erfunden!"), bin ich inzwischen in den allermeisten Fällen in der Lage, zu entziffern, was er denn in seinen Eintragungen gemeint haben könnte. Zumindest dann, wenn er Worte geschrieben hat.
Kompliziert wird es nur bei den Zahlen. Die schrieb der gute Mann nämlich so klein und krakelig, dass man wirklich manchmal daran verzweifeln kann. Nach dem Motto: "Ist das eine 2? Nee, könnte auch eine 3 sein. Oder vielleicht doch eher eine 5? Mit ein bisschen gutem Willen könnte die 5 auch eine 8 sein, und die 1 eine 7..."
Da lobt man in Gedanken tatsächlich den Schwung der Schrift eines Pastors Bösch und die mathematische Präzision eines Herrn Pastor Berghauer.
Bei den Geburtsdaten ist diese Fast-Unleserlichkeit nicht ganz so schlimm - oft genug war der Tag ja zusätzlich auch noch in Worten angegeben. Die kann man wieder gut entziffern, wenn man etwas in Übung ist. Blöd ist es aber, wenn es an die Hausnummern geht. Da weiß man zwar, dass die Nummer bei Colon Hapke in Theenhausen eine 3 sein muss, aber wenn es an die Heuerlinge geht, die ja auch schon mal Wohn- und Arbeitsstätte wechselten, dann wird es doch noch richtig anstrengend.
Wenn ich mit den Eggerling-Einträgen (samt Kontrolle) endgültig durch bin, dann werde ich drei Kreuze machen. Und bei einem Blick in den Spiegel die zusätzlichen Falten zählen, die ich mir durch das ständige Augen-Zusammenkneifen geholt habe... ;-)
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