Ich mag Peter August Böckstiegels Bilder. Da schlägt mein Lokalpatriotismus schonungslos durch, sogar noch mehr als bei Arminia und Schokopudding von Dr. Oetker. Direkt hinter mir an der Wand hängt auch tatsächlich ein Ausstellungsposter ("Arrode war meine Akademie") aus dem Jahr 1989, auf dem sein "Elternhaus mit Kornstiegen" abgebildet ist, das um 1928 entstanden ist. Dieses Elternhaus steht immer noch in Werther an der Schloßstraße.
Damals hieß die Besitzung allerdings noch Arrode Nr. 4; Peter August wurde dort 1889 geboren, genauso wie übrigens auch seine Zwillingsschwester Anna Johanne Luise.
Böckstiegel-Museum mit Wohnhaus |
Inzwischen hat Böckstiegel ja sein eigenes Museum dazu bekommen, das ich übrigens sehr empfehlen kann, auch wenn ich zugeben muss, dass ich am Anfang extrem skeptisch war, was das Design angeht - dieser viele graue Beton... inzwischen weiß ich's aber zu schätzen, und ich fange an, den Kontrast mit dem alten Haus zu mögen.
Ich kann noch genau sagen, wann ich das letzte Mal dort war: Am 7. März 2020. Da ist auch das Foto hier entstanden. Und dann kam Corona...
Aus diesem Winkel hier sieht man es leider nicht, aber ungefähr 200 Meter schräg links hinter dem Betonbau befindet sich ein Gehöft, das heute an der Straße Ellersiek liegt. Arrode bekam erst ziemlich spät, nämlich im Jahr 1968, "richtige" Straßennamen; vorher hieß das Grundstück schlicht Arrode Nr. 16. Es war das Grundstück, das meine Heidemanns ungefähr 1895 oder Anfang 1896 bezogen. Von ihrer alten Unterkunft in Arrode Nr. 1 aus mussten sie nur ungefähr einen Kilometer die Straße hinunterlaufen und sich dann links halten. Heute hat sich die Stadt Werther angenähert, aber damals war es noch ein ganzes Stück ländlicher als heute.
Johann Peter Heidemann (mein Ur-Ur-Großvater) war seit diesem Umzug nicht nur Zimmermann, sondern auch Neubauer. Es hätte mich auch stark gewundert, wenn sie dort überhaupt keine Landwirtschaft betrieben hätten. Zu der Zeit haben praktisch alle, die in dieser Gegend wohnten, noch nebenbei etwas Ess- oder zumindest Verfütterbares angebaut, so wie Böckstiegels auch. Die jüngeren Heidemann- und die älteren Böckstiegel-Kinder waren im selben Alter, es kann also gut sein, dass sie zusammen durch die Arrode gewuselt sind, so wie Nachbarskinder das nunmal machen. Auch die Erwachsenen werden sich gekannt haben.
Ich würde ja eigentlich gerne mal dort vorbeifahren und mich umgucken, denn im Moment weiß ich gar nicht, wie das Haus aussah. Ich habe halt nie drauf geachtet, und bis jetzt hatte ich mir auch keine Gedanken gemacht, wo Arrode Nr. 16 denn eigentlich liegt. Das Blöde ist nur, dass es laut google maps an einer Stichstraße liegt und es mit Sicherheit auffallen würde, wenn da ein Auto langsam vorbeifährt - nicht, dass noch einer auf die Idee kommt, dass ich einen Einbruch aushecken oder den Enkeltrick durchziehen wollte (das wäre jedenfalls das, was ich denken würde). Aber kann ich da einfach so klingeln und sagen, "Hallo, ich bin Familienforscherin, meine Uroma hat mit ihrer Familie vor 120 Jahren mal hier gewohnt. Kann ich mich mal umgucken? Ist hier noch irgendwas von Familie Heidemann übrig geblieben?" Würde man mich dann für bescheuert halten?
Wahrscheinlich schon.
Ich weiß nicht, wann meine Heidemanns dort verschwunden sind. 1908 lebt Katharine Elisabeth Heidemann (geb. Flandermeyer), Johann Peters Frau und meine Ururgroßmutter, noch dort, aber das ist dann auch der letzte Zeitpunkt, an dem ich die Heidemanns mit Arrode Nr. 16 in Verbindung bringen kann. Selbst den Sohn August Heinrich, der ja eigentlich der Erbe gewesen wäre, finde ich 1908 eben nicht in Arrode Nr. 16, sondern in Werther Nr. 170 wieder.
Ich gehe also mal ganz stark davon aus, dass die Besitzung nach Johann Peter Heidemanns Tod verkauft worden ist. Bei der Einführung der Straßennamen 1968 hieß der Besitzer jedenfalls Hermann Röper, und ich habe noch keine Röper-Heidemann-Verbindung gefunden.
PS: Und falls Sie mal im Museum sind - gönnen Sie sich im Café Vincent ein Stück Gewittertorte. Göttlich...
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